Trainingslager Nationalmannschaft in Ratzeburg

Wer in diesen Tagen aufmerksam von den Ufern der Ratzeburger Seen das Wasser beobachtet, vermag vielleicht den margentafarbenen Telekom-Deutschlandachter beim harten Training in der Inselstadt entdecken. Zwei- bis dreimal pro Tag schinden sich die baumlangen Riemenruderer seit Montag unter Regie des zuständigen Bundestrainers Dieter Grahn vom Bundesleistungszentrum Dortmund.
Auch die weiteren Nationalboote der Männer sind nach den Höhentrainingslagern auf 2000 Meter in Österreich zum letzten Schliff in die lauenburgische Kreisstadt gereist. Die WM in Sevilla steht fußtippend vor der Tür und am Ende des Trainingslagers können bei den abschließenden Relationsrennen erste Einschätzungen der Schlagkraft der einzelnen Boote vorgenommen werden. Bis dahin spulen die Medaillenhoffnungen Deutschlands jeden Tag ihre Kilometer im Einklang herunter, um möglichst homogen und ohne Kraftverlust die hart erarbeitete, physische Leistungsfähigkeit auch über den Riemen bzw. Skull ins Wasser zu bringen. „Die 20 Kilometer nach Rothenhusen und zurück sind morgens schon in einer guten Stunde zu schaffen“, gibt der Ratzeburger Nils Budde einen kleinen Einblick in das Trainingsprogramm. „Anschließend eine kurze Pause, dann wieder aufs Wasser und im Anschluß noch ein paar Schnellkraftübungen auf dem Ergometer, damit wir am Start auch mit den anderen Nationen mithalten können“. Budde sitzt mit seinem RRC-Vereinskameraden und U23-Weltmeister Jörg Lehnigk im Leichtgewichtsvierer und reist am 12. September frohen Mutes zu seiner ersten „richtigen“ WM, um den zahlreichen anderen schnellen „Dünnbeinen“ auf der iberischen Halbinsel reichlich Paroli zu bieten. Auch der RRC-Weltmeister von 2001, Marco Geisler, trainiert im Doppelvierer unter Coach Lothar Trawiel eifrig für die nahenden Titelkämpfe. In den letzten Worldcup-Rennen lief es für den Zweimeter-Skuller jedoch noch nicht richtig rund, so dass der deutsche Vierer sich unbeschwert Richtung Finale vortasten kann und anderen Booten die schwere Bürde der Favoritenrolle auferlegt. Vielleicht ein Fingerzeig,denn auch 2001 in der Schweiz galten die Deutschen bis zum Finalrennen nicht unbedingt als Goldfavoriten und lehrten Ruderern, wie Zuschauern, dass sich das mit der richtigen Motivation auch ganz schnell ändern kann.