Nach zahlreichen Vor- und Ausscheidungsregatten im Haifischbecken der nationalen Bewerber für die Kader-Großboote wartete nun auf dem eigentlich idyllischen Essener Baldeneysee bei eher ungemütlichen Wind- und Regenbedingungen die erste Bewährungsprobe mit der europäischen Konkurrenz. Aber die Aushängeschilder des Ratzeburg Ruderclubs präsentierten sich drei Wochen vor den heimischen Deutschen Meisterschaften auf dem Großen Küchensee in bestechender Frühform.
Vierer-Weltmeisterin Marita Scholz hat sich wieder einmal einen Rollsitz in dem DRV-Doppelvierer mit eingebauter Erfolgsgarantie von Bundestrainerin Jutta Lau erkämpft und triumphierte an beiden Renntagen auf der welligen 2000-Meter-Naturstrecke überdeutlich vor den Crews aus Dänemark, Ukraine, Frankreich, China, sowie dem eigenen bundesdeutschen Nachwuchs. Das männliche RRC-Pendant zu Marita ist der Vierer-Weltmeister bei den Herren, Marco Geisler, der ebenfalls wieder einen Platz im schnellsten Skullboot belegt. Der in Ratzeburg ansitzende Bundestrainer Lothar Trawiel hat den Doppelvierer auf einer Position umbesetzt und den erfahrenen Doppelolympiasieger Andre Wilms im Bug platziert. Mit Stephan Volkert, ebenfalls Doppel-Olympiasieger, und Weltmeister-Schlagmann Robert Sens ist die auf dem Papier eigentlich unschlagbare Crew am ersten Renntag dann doch von der polnischen Mannschaft überrascht worden und fand sich frech überrumpelt auf dem zweiten Platz wieder. Doch mit dieser Schmach gaben sich die erfahrenen Nationalruderer nicht ab und setzten am zweiten Renntag noch ein Pfund obendrauf, so dass sie vor den starken Niederländern und den Briten einen tollen Triumph mit fünf Sekunden Vorsprung herausrudern konnten.
Auch die Ratzeburger Leichtgewichtscracks, die im Mannschaftsdurchschnitt nur 70 kg mit auf die Waage bringen dürfen, lieferten überzeugende Leistungen ab. Schon fast unangenehm überlegen preschte U23-Weltmeister Jörg Lehnigk im Bug des leichten Doppelvierers der staunenden Konkurrenz aus Spanien und England mit 10 Sekunden Vorsprung davon auf Platz eins. RRC-Neuzugang Peter Krüger versuchte sich derweil im Doppelzweier und das auch recht erfolgreich. Mit Partner Ole Rückbrodt aus Hamburg gelang dem Leichtgewicht nach einem Silberplatz am Sonnabend, am Sonntag der ganz große Sprung aufs Siegertreppchen und damit eine gute Ausgangsbasis für die U23-Meisterschaften in Brandenburg. Doch er muss sich vorsehen. Denn RRC-Kollege Nils Budde ist ihm mit seinem Partner Alexander Bernhart, ebenfalls aus der Hansestadt, dicht auf den Fersen. Eine Hamburger-Ratzeburger Renngemeinschaft wird das Rennen wohl ganz sicher machen, aber welche bleibt nach wie vor spannend und ein weiteres Duell sehen die Ratzebürger Ruderfans dann live am Pfingstwochenende, wenn es auf dem Großen Küchensee nach 1984 wieder einmal um den Titel des Deutschen Meisters geht.