Henley Royal Regatta – Die Wurzel des Ruderns

Henley Royal Regatta – Die Wurzel des Ruderns

Die tiefen Wurzeln des Weltrudersports liegen bekanntlicherweise auf der englischen Insel. Und um es ganz genau zu beschreiben, in Henley, bei der ältesten und traditionsreichsten Regatta der Welt. Dort in dem kleinen Städtchen, wo auch der englische Leander Club Heimrecht genießt, in dem so viele englische Weltmeister und Olympiasieger, z.B. der fünffache Goldmedaillengewinner Sir Steven Redgrave, Mitglied sind. Hier gibt es jedes Jahr am ersten Juliwochenende „Rowing at itŽs best“, wenn bis zu 100.000 Zuschauer die 2112m lange Naturstrecke säumen und Henley in den elitären Kreis von Ascot oder Wimbledon erheben.
Und da jeder aktive Rennruderer eigentlich einmal in seinem Ruderleben eine Pilgerfahrt nach Henley unternehmen muss, wollte der Deutsche Meister vom Ratzeburger Ruderclub, Jörg Lehnigk, mit seiner Vierermannschaft unter Coach Diethelm Maxrath natürlich dieser moralischen Verpflichtung nachkommen.
„Da wir mit unserem Leichtgewichtsdoppelvierer eigentlich nie so richtig viele starke Gegner auf den meisten Regatten bekommen, wollten wir uns die Wettkampfhärte vor den Weltmeisterschaften in Henley gegen internationale Topteams holen“, erzählt Jörg Lehnigk. Das pikante an dieser Regatta ist das KO-Duell-System. Es starten immer nur zwei Boote gegeneinander und der Verlierer ist sofort ausgeschieden. Hier gibt es keine zweite Chance. Da dieses Wettkampfsystem unglaublich viel Zeit in Anspruch nimmt, dauert die Regatta auch fast eine ganze Woche vom ersten Vorlauftag bis zum heiligen Sonntag mit den Finals, denen auch schon die Königsfamilie einmal beiwohnt und später persönlich die Siegerehrung vornimmt. In Henley gibt es allerdings keine Leichtgewichtsklassen, so dass die 70kg-Ruderer um den Lehramtsstudenten Lehnigk bei den „dicken Brocken“ ran mussten und auch prompt mit der Ukraine eine Crew vorgesetzt bekamen, die schon einmal RRC-Weltmeister Marco Geisler und seinen Vierer bezwungen hat. „Wir haben im Training nichts so sehr geübt wie den Start, denn wer am Start in Henley weg ist, der ist auch weg. Der wird so von den Zuschauern über die idyllische Strecke getragen, die exakt 112m länger ist, als die olympische Norm von 2000m“ erklärt der 23jährige WM-Fünfte von 2002 die Renntaktik. „Unser Start klappte dann ausgezeichnet, nur waren die Ukrainer noch besser weggekommen. Doch auf der Strecke spürt man dann im Rennen die Gänsehaut, die 100.000 Engländer erzeugen können, wenn sie ein spannendes Rennen anfeuern und wir wollten uns so teuer und ehrenhaft wie möglich verkaufen und blieben bis ins Ziel auf eine Länge an den Ukrainern dran, die im Durchschnitt 24 kg mehr pro Ruderer beim Verwiegen in englischen „Stones“ auf die Waage brachten“ beschreibt Lehnigk das Rennen mit einem Leuchten in den Augen. Am Ende gab es sogar noch ein Erinnerungsphoto, sportsmen like, um die Unterschiede einmal deutlich zu machen, und damit das Quartett aus der Ukraine sich auch immer daran erinnern kann, welche Milchgesichter die eingefahrene Worldcupmannschaft so derartig über die Strecke gescheucht und ihnen die Hölle heiß gemacht haben. Für Jörg Lehnigk hieß es dann am Finaltag mit der englischen High Society in der „Stewards Lounge“ die packenden Finals zu verfolgen. Mit dem üblichen „british traditional dresscode“ für eine erhabene Gartenparty natürlich. Herren dürfen nur mit Anzug, Schlips und Kragen, Damen nur mit knielangen Röcken und Hut den Zuschauerbereich betreten. Und am Ufer lassen sich die überdurchschnittlich betuchten Ruderfans das Picknick mit Champagner direkt an der Rennstrecke aus dem Rolls Royce auch gerne von ihrem Butler servieren. „ So ist es eben in Henley“, schwärmt Jörg Lehnigk von dieser einmaligen Erfahrung. „Wir haben ein starkes Rennen gezeigt, können endlich unsere Krawatten vernünftig mit dem Windsorknoten binden und sind, was das allerwichtigste ist, endlich einmal dabei gewesen.“ Mehr Informationen auf der Seite www.leichtgewichte.de