Kaderlangstrecke im Ruhrgebiet auf dem Dortmund-Ems-Kanal

Kaderlangstrecke im Ruhrgebiet auf dem Dortmund-Ems-Kanal

So, jetzt wird es ernst für die ambitionierten Hochleistungsruderer aus der Bundesrepublik. Die olympische Jagdsaison ist eröffnet und die erste Eingangsleistung in den Empfehlungsbüchern der Bundestrainer notiert. Allzu viele Sitzplätze in den Booten des Deutschen Ruderverbandes sind für Athen 2004 nicht zu vergeben, weswegen jetzt alle Athleten von Anfang an das Äußerste geben, um sich ihren Traum von Olympia zu erfüllen.
Auch die Ratzeburger Ausnahmeruderer waren zumindest zum Teil bei kalten widrigen Gegenwindbedingungen am Start der 6-km-Langdistanz auf dem Dortmund-Ems-Kanal, die dem dreifachen der normalen olympischen 2000-m-Rennstrecke entspricht. RRC-Weltmeister Marco Geisler durfte bei dieser Veranstaltung noch einmal ausnahmsweise zuhause in der Inselstadt trainieren, aber Marita Scholz, Nils Budde und Olympiasiegerin und Rückkehrerin in den Leistungssport Meike Evers mussten sich gegen die bundesweite Konkurrenz im Kleinboot behaupten. Der 23jährige Jörg Lehnigk indes konnte seine erste Leistungsüberprüfung als Riemenruderer im ungesteuerten Zweier-ohne nicht angehen, da der WM-Ruderer wegen Krankheit angeschlagen war. Dann sollte eben das verbleibende RRC-Trio die Farben des RRC würdig vertreten.
Im Skiff der Damen präsentierten sich das amtierende Deutsche Sprintmeister-Duo Marita Scholz und Meike Evers ihrer Veranlagung gemäß. Denn für richtige Sprinter ist so eine Langstrecke eigentlich nichts und dafür waren die Plätze 20 und 21 in der Kaderrangliste noch recht ansprechend, zumal auch alle Damen aus dem Weltmeisterachter statt im gewohnten Zweier im Skiff mit auf die Strecke gingen. „Da ich noch nicht wieder ganz auf dem physiologischen Stand bin, den ich eigentlich anpeile, kann ich mit dieser Platzierung im guten Mittelfeld von 54 Starterinnen eigentlich ganz zufrieden sein, denn ich hab gesehen: Ich kann es noch“, gibt sich die erfahrene Meike Evers zuversichtlich.
Für richtige Furore sorgte dann allerdings der 22jährige Nils Budde in seiner ersten Saison bei den A-Senioren. Das Leichtgewicht (73,8 kg) mischte die Konkurrenz der knapp 60 stärksten Skuller Deutschlands unter 74 kg gründlich auf. Einzig der WM-Zweier, mit Ingo Euler und Manuel Brehmer, die als Favoriten für die beiden Athen-Plätze gelten, konnten sich vorschieben. Und auch mit seiner Zeit von 24:39 min kann Nils Budde sehr zufrieden sein, denn damit wäre er auch bei den „Schweren“ in die Top 10 gefahren. „ Tja, ich bin selbst überrascht, dass es so gut lief. Vor zwei Wochen in Mölln auf der Langstrecke lief es ja auch schon recht ordentlich und sehr viel verdanke ich meinem Betreuer Harald Schröder, der mich Schlag für Schlag bei dem knallharten Gegenwind motiviert hat. Während der Rest der Skuller den Endspurt auf den letzten 300m angetreten hat, bin schon bei 700m vor Schluß mit der Frequenz hochgegangen und habe mit Haralds Hilfe alles aus mir rausgeholt. Das wird dann die entscheidenden Sekunden gebracht haben. Mit dem Ergebnis bin ich also mehr als zufrieden“, erzählt der Sportmanagement-Student fröhlich nach dem Test.
Und das nächste Trainingsziel ist von den Bundestrainern auch schon vorgegeben, denn in drei Wochen müssen die Kaderathleten in der Hauptstadt Berlin auf den Ruderergometer und sich bei den Deutschen Meisterschaften auf dem „Concept II“ maximal über 2000m ausbelasten.