DRV- Frühtest der Ruderer in Köln-Fühlingen

Vier Jahre hat es gedauert, doch der Tag kam schneller näher, als vielleicht viele dachten. Der Kleinboot-Test des Deutschen Ruder-Verbandes über 2000 Meter in der olympischen Saison. Das vielleicht mit entscheidende Rennen für die gesamte Saison ist meist das erste in einer langen Reihe von Wettkämpfen. Denn nach den Ranglisten-Ergebnissen vom internen Frühtest werden üblicherweise die schlagkräftigen Nationalboote besetzt. Und wer sich bisher nicht deutlich gegenüber der nationalen Konkurrenz durchsetzen konnte oder taktisch gepokert hat, der musste in Köln auf der WM-Strecke von 1998 sinnbildlich die Hosen runterlassen und im Skiff bzw. Zweier-ohne-Steuermann zeigen, was er auf dem Kasten bzw. in Beinen und Armen hat. Und die kleine Ratzeburger Delegation machte mächtig Eindruck auf anwesenden Bundestrainer.
Der 30jährige Vierer-Weltmeister Marco-Geisler hat seinen Rollsitz im Gold-Vierer bereits im Trainingslager im italienischen Sabaudia verteidigt und wird als gesetzt beim World-Cup in Posen das nächste Mal an den Start gehen.
Ein unglaubliches Comeback gelang dafür der 26jährigen Olympia-Siegerin Meike Evers. Die in Ratzeburg arbeitende und trainierende Polizistin wurde in ihrem Comeback-Jahr nach dreijähriger Abstinenz vom Rauschmittel Ruderrennen auf Anhieb Vierte im Großen Finale und deklassierte zahlreiche Weltmeisterinnen und Olympiasiegrinnen im ihrem gelben Empacher-Einer „Boxter“. Als die RRC-Skullerin dann auch noch im Doppelzweier mit der Magdeburgerin Manuela Lutze den versammelten Frauen-Kader in Grund und Boden ruderte und überlegen gewann, musste eigentlich jedem deutlich werden, dass Bundestrainerin Jutta Lau aus Potsdam bei der Olympiaplanung nicht um die Ratzeburger Erfolgsruderin herumkommt. Schließlich war Evers schlagkräftig an der Goldmedaille von Sydney im Doppelvierer beteiligt. Ihre Trainingspartnerin Marita Scholz, zuletzt WM-Dritte im Vierer 2003 landete ihren Einer im kleinen Finale auf Platz drei und wird noch hart um ihren Rollsitz kämpfen müssen. Aber in gemeinsamer Trainingsarbeit mit Meike Evers unter Trainer Hans-Peter Schmidt auf dem Ratzeburger See bzw. Jutta Lau im Ruderstützpunkt Potsdam, ist der Olympiazug Richtung Athen noch lange nicht abgefahren.
Bei der Olympiaqualifikation der Leichtgewichte im Vierer-ohne-Steuermann gab es indes vier regionale Projekte, die sich direkt als schnellstes Boot für die „Spiele“ qualifizieren wollten. Der Ratzeburger WM-Bronzegewinner Jörg Lehnigk hatte extra die Disziplin vom Skullen zum Riemenrudern gewechselt und einen Platz im Hamburger Olympiaprojekt bekommen. Leider war das Norddeutsche Quartett aus Hamburg/Berlin/Ratzeburg sowohl bei der Langstrecke in Leipzig, als auch in Köln ohne Chance gegen die Boote aus Bochum, Hannover und Limburg, so dass sie gar nicht erst die Möglichkeit für einen Start beim World-Cup von Bundestrainer Grahn bekommen haben und vermutlich auseinander gehen werden. Damit bleibt dem 24jährigen Sportstudenten Jörg Lehnigk „nur“ noch ein Start bei der Weltmeisterschaft in Banyoles(Spanien)Ende Juli, wo die Nichtolympischen Bootsklassen und Junioren ihre Weltbesten ausfahren. Zur WM soll es auch für den 23jährigen Nils Budde gehen. Und zwar im „leichten“ Doppelvierer. Die Einerleistung hat der junge Student bereits in Leipzig unter Beweis gestellt und jetzt erneut mit Platz drei in der nationalen Rangliste ein Spitzenergebnis abgeliefert, das ihm seine Berechtigung für einen Rollsitz im National-Vierer sichert.
Summa Summarum kann man dem Trainerteam des RRC-Quintetts sehr gute Arbeit attestieren, da vermutlich alle Athleten die Kondition und Fertigkeiten aufweisen, die in dieser harten Saison notwendig sind, um die schwarz-rot-goldenen Farben des Verbandes würdig international zu vertreten. In welchen Booten dies genau erfolgen wird, zeigt sich im Laufe der Saison, aber die Basisleistung stimmt und die Ruderfans aus der Inselstadt dürften sich auf ein spannendes Ruderjahr 2004 freuen.