Gold und Silber für deutsche Ruderinnen

Athen (dpa) – Für die Frauen gab es Medaillen im Minutentakt, bei den Männern nur lange Gesichter. Das so genannte schwache Geschlecht hat dem Deutschen Ruderverband (DRV) auf dem See in Schinias vor einem unerwarteten Schlag ins Wasser bewahrt.
Zwar blieb der als olympischer Erfolgsgarant bekannte DRV mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen im Soll, ging aber im männlichen Bereich erstmals seit Jahrzehnten leer aus. “Solch’ schmerzhaften Enttäuschungen sind bei solch’ wichtigen Rennen die Regel. Aber wir können uns im Vergleich der nationalen Sportverbände noch immer gut sehen lassen”, sagte Verbands-Sportdirektor Michael Müller.

Auch der Deutschland-Achter verpasste die Chance zur Ehrenrettung der Männer. Das einstige Paradeboot kam nicht über einen vierten Rang hinter den USA, den Niederlanden und Australien hinaus. Nach passablem Start musste die Crew von Trainer Dieter Grahn dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Die Enttäuschung über die geplatzten Medaillenträume stand Schlagmann Michael Ruhe (Hameln) ins Gesicht geschrieben: “Eigentlich ist dieser Achter besser als der vierte Rang aussagt. Aber es war nicht mehr drin.”

Mehr Verlass war erneut auf die von Jutta Lau trainierten Frauen. Wie schon am Samstag stachen auch 24 Stunden später ihre Trümpfe. Rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt präsentierte sich der Frauen-Doppelvierer um Schlagfrau Kerstin El-Qualqili (Potsdam) in famoser Form. Sichtlich bewegt nahm die kurzfristig vom Zweier in den Vierer beorderte Kathrin Boron (Potsdam) ihre insgesamt vierte Goldmedaille in Empfang. “Obwohl wir erst vor sieben Wochen zum ersten Mal zusammen gerudert sind, haben wir uns schnell gefunden und sind ein super Rennen gefahren”, meinte sie.

Noch souveräner war Katrin Rutschow-Stomporowski einen Tag zuvor zum Sieg gerudert. Die in diesem Jahr ungeschlagene Berlinerin ließ ihren hoch dekorierten Konkurrentinnen nicht den Hauch einer Chance. Mit dem in einem olympischen Einer-Finale bisher unerreichten Vorsprung von 3,8 Sekunden besiegte sie sowohl die Olympiasiegerin von Sydney, Ekaterina Karsten (Weißrussland), als auch Weltmeisterin Rumyana Neykowa (Bulgarien). “Von dieser Goldmedaille habe ich bisher immer nur geträumt. Nun ist dieser Traum wahr geworden.”

Die Silbermedaillen im schweren und leichten Doppelzweier rundeten die Erfolgsstory im weiblichen Skull-Bereich ab. Das Duo Britta Oppelt/Peggy Waleska (Berlin/Dresden) musste sich nur dem Topfavoriten aus Neuseeland knapp geschlagen geben. “Keiner war in diesem Jahr so nah dran an den Neuseeländerinnen. Ich bin absolut glücklich mit dieser Medaille”, sagte Oppelt.

Ähnlich gut war die Stimmung bei den Leichtgewichten: Im letzten Rennen ihrer erfolgreichen Karriere feierte Weltmeisterin Claudia Blasberg (Dresden) zusammen mit ihrer Partnerin Daniela Reimer (Potsdam) den zweiten Platz hinter Rumänien wie einen Sieg. “Wahnsinn – das war das geilste Rennen, was wir haben konnten”, sagte Reimer. Lediglich der Frauen-Achter fiel negativ auf: Ein Jahr nach dem Weltmeistertitel in Mailand blieb für das Team von Trainer Ralf Holtmeyer nur Rang fünf.

Die unerwartete Schwäche der Männer kostete den DRV allerdings eine bessere Medaillenausbeute als in Sydney mit zwei Mal Gold, einmal Silber und drei Mal Bronze. Was sich schon mit dem Halbfinal- Aus von Einer-Goldhoffnung Marcel Hacker angekündigt hatte, setzte sich am Wochenende fort. Mehr noch als der Auftritt des Achters machte der des Doppelvierers zu schaffen. Der Serien-Weltmeister der vergangenen Jahre kam lediglich als Fünfter ins Ziel: “Vielleicht haben wir uns zu viel Ballast aufgeladen und haben deshalb nie ins Rennen gefunden”, sagte Crew-Mitglied Marco Geisler (Ratzeburg).