Jetzt zählen nur noch Job und Spaß

Olympiasiegerin Meike Evers steigt für ein Jahr aus, hat aber Peking 2008 noch im Visier.

Der Job bei der Kripo hat für Meike Evers jetzt Priorität. Im Juli entscheidet sie, ob sie für Olympia 2008 wieder ins Boot steigt.

Die Goldfuhre auf der olympischen Regattastrecke von Schinias, die ausgelassenen Jubelfeiern in Athen, die berauschenden Tage im „Robinson-Club der Besten“ im griechischen Kyllini Beach – für Meike Evers ist das schon wieder Geschichte. In der Kurzlebigkeit unserer Zeit hat die zweifache Ruder-Olympiasiegerin der Alltag bereits wieder. Und der führt die Ratzeburgerin derzeit nach Geesthacht. Ein neuer Fall für die Kriminalkommissarin.
„Ich bin jetzt eine Polizistin, die nebenbei rudert“, sagt die 27-jährige Modellathletin (1,85 m/74 kg). Damit hat sie zugleich eine Entscheidung getroffen. „Ich steige ein Jahr aus.“ In Abstimmung mit ihrem Arbeitgeber, dem Innenministerium, hält sich Meike Evers bis zum Sommer 2005 fit. „Vier bis fünf Einheiten die Woche mit Krafttraining, Rad und Inliner fahren sowie ab und an Rudern.“ Auch der Jedermann-Triathlon in Ratzeburg, „auch wenn ich dabei beim Laufen wieder durchgereicht werde“, und diverse Ruder-Sprintcups („Für die bin ich immer zu haben“) stehen auf dem Plan. Nur keine Weltmeisterschaft oder Weltcups.
Bundestrainerin Jutta Lau hat sie von ihrer Entscheidung bereits in Kenntnis gesetzt. „Sie war keineswegs überrascht.“ Zumal sich auch die Magdeburger Doppelvierer-Kollegin Manuela Lutze mit dem Gedanken trägt, eine Jahr auszusteigen. „Jutta Lau hatte eher leuchtende Augen, als ich ihr gesagt habe, dass ich mir dadurch die Option für Olympia 2008 noch offen halten will.“
Im Juli 2005 wolle sie nach erneuter Rücksprache mit dem Innenminister entscheiden, „ob ich wieder einsteige, denn mein Job hat oberste Priorität.“ Denn das hieße mit Blick auf Peking drei Jahre Freistellungen für Trainingslager und Wettkämpfe. Eine weitere Bedingung sei, dass Hans-Peter Schmidt ihr Trainer bleibt. „Entweder er, oder das war’s.“
Am kommenden Sonntag steht jedoch der Spaß ganz oben. Dann jagt Meike Evers in Winterberg die Eisrinne auf dem Skeleton hinunter. Und das nicht allein. Mit ihr versuchen’s die Fechterin Claudia Bokel, Schütze Christian Lusch, Ringer Alex Leipold, Trampolin-Olympiasiegerin Anna Dogonadse und Hockey-Olympiasiegerin Denise Klecker. Alle sind zu Gast bei Skeleton-Artistin Kerstin Jürgens. „Das ganze nennt sich Tour der Leidenschaft, damit wollen wir unsere Sportarten mehr in den öffentlichen Fokus rücken. Jeder von uns stellt den anderen seine Sportart vor, mit Selbstversuch natürlich. Und los geht es jetzt mit Skeleton“, erklärt Evers.
Die Idee dazu sei ihr gemeinsam mit Claudia Bokel und Kerstin Jürgens im „Robinson-Club der Besten“ in einer geselligen Runde und einem Gläschen Wein gekommen. „Wir haben dabei bewusst auf bekannte Namen und Sportarten verzichtet.“ In der Sporthilfe hat die „Tour der Leidenschaft“ bereits einen Förderer gefunden. Dogonadse & Co. wollen dabei auch Ratzeburg ansteuern. „Unsere internationale Ruder-Regatta wäre dafür der ideale Termin, mal sehen ob das klappt“, erzählt Evers, die sich auf ihre Skeleton-Premiere „diebisch freut. Ich glaube, da bin aber wohl die einzige von uns, denn die anderen haben ganz schön Schiss“.

Bild: Zeigt her eure Medaillen: Am 22. August gewann Meike Evers (kl. Foto, 2.v.r.) mit Kerstin El-Qalqilli, Manuela Lutze und Kathrin Boron (v.l.) in Schinias Olympia-Gold im Doppelvierer. Ende September genoss die Ratzeburgerin im „Robinson-Club der Besten“ im griechischen Kyllini-Beach den verdienten Kurzurlaub (gr. Foto). Am kommenden Sonntag geht es für sie auf die Bobund Rodelbahn in Winterberg. Im Sauerland will die Ruderin zum ersten Mal auf einem Skeleton den Eiskanal hinunterjagen.
Fotos: BONGARTS/DPA