Hans Lenk 70: Ein Olympiasieger mit klaren Worten

Wie kein anderer früherer Leistungssportler hat sich der Ruder-Olympiasieger Hans Lenk als Philosoph einen Namen gemacht. Am 23. März feierte er den 70. Geburtstag.

Im Sport galt er oft als Nestbeschmutzer, als Wissenschaftler ist er hochgelobt und dekoriert. Wie kein anderer früherer Leistungssportler hat sich der Ruder-Olympiasieger Hans Lenk, der an diesem Mittwoch siebzig Jahre alt wird, als Philosoph einen Namen gemacht. “Viele Dinge, die ich vorhergesagt habe, sind eingetreten”, sagt er mit leiser Genugtuung.
Für das größte Aufsehen hatte Lenk 1992 gesorgt, als er seine persönliche Mitgliedschaft im Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland zurückgab und in einem öffentlichen Brief an den neugewähten Präsidenten Walther Tröger schrieb: “Alle strategischen Positionen im deutschen Sport sind mit Opportunisten und Möchtegern-Potentaten besetzt.” Das NOK sei “von allen olympischen Geistern verlassen”.
120 Bücher hat Lenk geschrieben, davon 25 über den Sport. Der gebürtige Berliner ist einer der kritischsten Begleiter des deutschen Sports, der schon früh unangemeldete Dopingkontrollen gefordert hatte. Bereits vor fast zwanzig Jahren prophezeite er: “Im Zeitalter der Telekratie ist Olympias Weiterleben garantiert – als effektiv kommerzialisierter Artistenzirkus mit weltweiter Allpräsenz …”.
Lenk studierte in Freiburg und Kiel Mathematik, Philosophie, Soziologie, Sportwissenschaft und Psychologie, später in Berlin noch Kybernetik. 1969 trat er eine Professorenstelle für Philosophie an der Universität Karlsruhe an. Von 1991 bis 1993 war der in Ratzeburg aufgewachsene Wissenschaftler Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschand, von 1998 bis 2003 Vizepräsident der Weltgesellschaft für Philosophie. Mitglied der Weltakademie ist der Wahl-Badener immer noch.
Vier deutsche Meistertitel gewann Lenk im Rudern, einmal war er Europameister im Vierer ohne Steuermann, einmal im Achter. Unter dem legendären Trainer Karl Adam feierte er seinen größten sportlichen Erfolg mit dem Olympia-Gold 1960 auf dem Lago Albano bei Rom. Danach beendete er seine aktive Laufbahn, führte aber sechs Jahre später als Trainer den deutschen Achter zum WM-Titel.