Ruderer von Lingelsheim will nicht mehr Steuermann sein

“Nach zehn Jahren sollte ein anderer die Geschicke des Ratzeburger Ruderclubs leiten” – sagt Lingolf von Lingelsheim und gibt am kommenden Freitag den Vorsitz des Ruder-Elitevereins ab.

Ratzeburg – Wer diesem Mann einmal begegnete, vergisst ihn allein schon wegen seines Namens nicht so leicht: Lingolf von Lingelsheim – ein Name wie eine Sonate. Und der hat nicht nur Klang, sondern auch Bedeutung und Gewicht. Der langjährige Vorsitzende des Ratzeburger Ruderclubs und technische Chef der Ratzeburger Ruderakademie geht jetzt von Bord und lässt einen anderen ans Ruder.

Als die aus dem Elsass stammende Familie nach dem Krieg ins Lauenburgische kam, schien der Lebensweg des jungen Lingolf bald vorgezeichnet. Bereits die Mutter zog es im Ruderboot aufs Wasser, und so bekam der Junge bald Kontakt zur Schülerriege des RRC. Es sollte eine Bindung fürs Leben werden.

Unter dem legendären Ratzeburger Ruder-Ass Karl Adam wurde v. Lingelsheim mit 14 Jahren Schülersteuermann, drei Jahre später begann er mit dem ernsthaften Leistungssport. Schon ein Jahr später holte der Schüler seinen ersten Jugendmeistertitel im Zweier. 1969 wurde der Sportbegeisterte Kindertrainer, und auch beruflich entschied er sich: “Ich lernte in Mölln Bootsbauer. Damit machte ich mein Hobby zum Beruf”, lacht der 57-Jährige Ratzeburger. 1970 begann v. Lingelsheim seine Tätigkeit als Bootsfachmann in der Ratzeburger Ruderakademie. Dort arbeitet er jetzt bereits im vierten Jahrzehnt.

Dieser Mann, der sich am wohlsten auf dem Wasser fühlt, ist absolut bodenständig. “Bei Windstille auf dem Küchensee rudern, das ist für mich nach wie vor ein Traum”, schwärmt der stets durchtrainierte Vater zweier erwachsener Kinder. Und gleichzeitig öffnete ihm diese Arbeit, die untrennbar mit dem Engagement im RRC verbunden ist, eine weites Tor in die Welt. Die Werkstattwände sind tapeziert mit Plakaten zu Weltmeisterschaften und internationalen Wettbewerben rund um den Globus. Da schaut Lingolf von Lingelsheim schon mal in die Ferne und lässt das Erlebte im Geiste vorbeiziehen: “Meine ersten Olympischen Spiele 1972 in München, das war schon etwas ganz Großes für mich, aber ebenso beeindruckend fand ich die Spiele 2000 in Sydney.”

Ohne v. Lingelsheim wäre der RRC nicht dieser Verein. Stets stand der Mann mit Rat als Vorstand, mit Tat als Bootsexperte den Ruderern zur Seite. Und als Aktiver – ob im Boot, auf Skiern oder als Marathonläufer – wusste er immer auch aus eigenem Erleben, was den Sportler abzuverlangen ist.

Zehn Jahre sitzt v. Lingelsheim dem RRC vor, nun soll ein anderer das Ruder übernehmen. Der Nachfolger, Professor Dr. Frank König, soll bei der Jahreshauptversammlung des RRC am kommenden Freitag, 4. März, offiziell zum Nachfolger gewählt werden. Und was dann, Herr v. Lingelsheim? “Ich mache natürlich beruflich weiter in der Ruderakademie. Aber ich werde dann mehr Zeit haben für mein zweites Hobby, die Jagd.”