Ratzeburger Erfolgsquartett behauptet sich in der Weltelite des Rudersports
Die weltbesten Ruderer haben nicht viele Möglichkeiten vor den Weltmeisterschaften einmal gegen die internationale Konkurrenz zu testen. Dafür bleiben nur die drei Worldcups in Linz (AUT), Amsterdam (NED) und eben Luzern (SUI). Und insbesondere bei dem Finale auf dem Göttersee, wie viele Ruderer den Rotsee ehrfürchtig wegen seiner Schönheit und Bedeutung nennen, geht es für die Nationalboote des Deutschen Ruderverbandes (DRV) um die Qualifikation und Nominierung für die WM.
Denn um in schwarz-rot-gold um Weltmeisterehren rudern zu dürfen, müssen die verschiedenen Bootsklassen in Luzern ins Finale kommen oder aufzeigen, dass sie Finalperspektive haben, da die Schweizer Regatta die letzte Vergleichmöglichkeit mit der internationalen Weltelite bietet.
Beste Chancen hat hierbei Riemenspezialist Florian Mennigen, der im nichtolympischen gesteuerten Vierer einen soliden Sieg gegen die härtesten Widersacher aus den Niederlanden und Italien herausgerudert hat. Mit Stephan Koltzk, Matthias Flach und Philipp Nahruhn bildet der 25jährige Mennigen quasi den Ersatz für den olympischen Deutschland-Achter. Und der Psychologiestudent der Uni Bochum hat sich in seiner ersten Saison stark im Bundesleistungszentrum Dortmund verkauft, so dass die Hoffnung auf einen der heiß begehrten Rollsitze im Weltmeister-Achter nicht nur für Peking 2008, sondern auch für München 2007 bestehen bleibt, da Bundestrainer Dieter Grahn sich die endgültige Besetzung noch offen hält. Auch der ungesteuerte Vierer dürfte nach nicht ganz so starken Resultaten von Luzern wieder aufgemacht werden.
Auch der 27jährige RRC-Skuller Jörg Lehnigk hat sein WM-Ticket schon sicher. Nach überragenden Leistungen in der Vorsaison ist der Sportstudent von Bundestrainer Lothar Trawiel aus der Ruderakademie bereits gesetzt im Leichtgewichtsdoppelzweier samt Partner Manuel Brehmer. Es bleibt nur die Hoffnung, dass endlich einmal ein Medaillenplatz für den Leistungsruderer aus Leidenschaft von der Bäk heraus springt, der mit vielen fünften und sechsten Plätzen auf den Weltmeisterschaften der vergangenen Jahre das Siegertreppchen immer tragisch verpasste.
Offen bleibt derzeit noch die Situation von Leichtgewichtsskuller Nils Budde (RRC), der in Luzern im Einer einen vierten Rang im C-Finale belegte. Das war jetzt noch nicht das Gelbe vom Ei, da mir die Umstellung vom Viererschlag auf die Einertechnik ein bisschen schwer gefallen ist in so kurzer Zeit. Aber ich fühle mich topfit und hoffe weiterhin auf einen Einsatz im Großboot, fasst Nils Budde das Luzernresultat zusammen. Eigentliches Ziel des angehenden Sportmanagers ist jedoch der leichte Doppelvierer mit dem er am liebsten in München-Oberschleißheim vor heimischem Publikum auf der WM angreifen würde. Trotz guter Saison- und Individualleistungen ist der 24jährige Budde aus nicht ganz klaren Gründen bisher ein Rollsitz im DRV-Vierer versagt geblieben und alle Ratzeburger Ruderfans dürfen gespannt sein, wie Bundestrainer Lothar Trawiel die Mannschaft nach Luzern nominieren wird.
Vierter Im Bunde ist der 20jährige Skuller Arne Lange, der zum ersten Mal auf dem Rotsee für den DRV aktiv wurde. Die U23-WM verpasste der Schüler zwar noch denkbar knapp, aber dafür durfte das Talent wegen sehr guter Messboot-Ergebnisse im zweiten DRV-Doppelvierer mit gegen die Weltspitze antreten. Mit soliden Vorrennen qualifizierte sich Deutschland Boot 2 mit Lange für das B-Finale, musste hier jedoch leider abmelden, weil ein Mann als Ersatz für einen erkrankten DRV-Zweier-Ruderer benötigt wurde. Das war zwar sehr schade, dass wir nicht noch mal im B-Finale zeigen durften, was wir drauf haben, aber in Luzern zu starten ist für mich ein einmaliges Erlebnis gewesen, dass ich so schnell nicht vergessen werde und was mich besonders für die nächste Saisonvorbereitung motiviert schildert Arne Lange sein erstes Mal auf dem Luzerner Rotsee.
Aber auch der 33jährige Polizeimeister Ratzeburger Marco Geisler, der dieses Jahr für Favorite Hammonia Hamburg startet, hat noch einmal gezeigt, dass er einer der erfolgreichsten DRV-Ruderer der letzten 15 Jahre ist. Nach einer durch Krankheit geschwächten Vorsaison wurde das Doppelvierer-Urgestein nicht für das Prestige-Großboot nominiert und schlug sich nun im ungeliebten Einer in der Schweiz durch. Der Zweimeter-Hüne und Familienvater verpasste in der ungewohnten Bootsklasse nur knapp das A-Finale der besten Skiffiers und schlug sich mit einem 5. Rang im B-Finale sehr beachtlich. Vielleicht bekommt der RRC-Routinier ja doch noch die Chance auf den WM-Zug gen München aufzuspringen.