Deutsche Kleinboot-Meisterschaften Rudern Brandenburg 2008

Fit in den Frühling – Bronze für Mennigen im Zweier

Große Augen gab es nicht nur für die Ratzeburger Ruderfans auf den Deutschen Kleinbootmeisterschaften auf dem Großen Beetzsee in Brandenburg. Beim ersten großen Aufeinandertreffen in der olympischen Saison gab es Bootsklassenübergreifend zahlreiche Überraschungen in den vorderen Rängen. Mit dem 26jährigen Florian Mennigen schaffte es dennoch ein RRC-Ruderer auf das begehrte Siegertreppchen.

Der Psychologiestudent aus Mustin bietet damit seit zwei Jahren konstant Leistungen auf deutschem Spitzenniveau an. Der eher ruhige und fleißige Steuerborder hat mit seinem neuen Schlagmann und Partner Matthias Flach (Rostock) sehr gut in die Saison gefunden und gehört sowohl auf Langstrecke (6000 Meter), Olympische Distanz (2000 Meter) und Ruderergometer (2000 Meter) immer zu den besten drei Zweiern. Dennoch wird der Bronzemedaillengewinner der WM in München wohl keine Chance für den Deutschlandachter bekommen, da die Besetzung eigentlich schon seit dem letzten Jahr in Stein gemeißelt scheint und sich Bundestrainer Grahn so gut wie festgelegt hat.
Aus dem Deutschlandachter war nur ein einziger Ruderer im A-Finale unter den besten sechs Zweiern. Einige Athleten, die seit acht Jahren Protegés von Trainer Grahn sind landeten gar im C-Finale der Boote 13-18. Dennoch werden vermutlich nicht die schnellsten und stärksten Riemenruderer in den prestigereichen Deutschlandachter kommen, sondern diejenigen, mit dem meisten Vitamin B und der größten Erfahrung im Achter. Selbst Jochen Urban, der seit 3 Jahren den schnellsten Zweier aller Riemenruderer auf Kurz- und Langstrecke fährt und auch in dieser Saison alle Rennen dominierte, fand bisher keine Berücksichtigung für den Achter.

„Die Meisterschaft in Brandenburg hat einen sehr hohen Stellenwert“, hatte Bundestrainer Grahn im Vorfeld gesagt. Wenn man ihn da beim Wort nimmt, müsste nahezu der gesamte arrivierte Achter umgekrempelt und gegen die aufstrebenden Jungen Wilden ausgetauscht werden. Doch die Lobbyarbeit von Athleten die seit fast einem Jahrzehnt mit ihrem Coach zusammenarbeiten sollte nicht unterschätzt werden und geht auch manchmal über das eigentliche Leistungsprinzip hinaus. Ruder-Deutschland ist also gespannt, ob Trainer Grahn in seinem letzten Amtsjahr bei der diesjährigen Mannschaftsvorstellung am 7.Mai dem Leistungsdruck der Jugend nachgeben muss oder sich doch noch Argumente für die geplante Alt-Besatzung finden.

Umgekrempelt wird zumindest im „leichten“ Skullbereich von Bundestrainer Lothar Trawiel. Leider zum Nachteil von RRC-As Jörg Lehnigk. Statt einer Titelverteidigung langte es beim 28jährigen Einerfahrer „nur“ zu Rang vier hinter den anderen beiden Bewerbern um den olympischen Doppelzweier und einem Youngster aus Hamburg. „Tja, zu den Ergebnissen kann ich nicht viel sagen, außer, dass am Wochenende nicht mehr drin war. Nun wird mein Zweierpartner Manuel Brehmer (Berlin) mit Jonathan Koch (Gießen) im Zweier sitzen und ich muss mich über den Einer wieder herankämpfen. Der Olympiakampf beginnt also jetzt erst richtig und beim World-Cup in München versuche ich im Einer natürlich alles“, sagt ein enttäuschter Jörg Lehnigk nach der DM, die nicht nur er sich ein wenig anders vorgestellt hatte.

Auch der Ratzeburger Dreifachweltmeister Marco Geisler musste ordentlich Federn lassen. Statt einem Top-Ten-Platz, der für Peking wichtig gewesen wäre, reichte es beim erfolgreichen 34jährigen Polizeimeister nur bis ins Halbfinale, wo er als letzter ausschied. Damit dürften die Träume auf einen erneuten Olympiastart zunächst geplatzt sein und das Karriereende könnte früher vor der Tür stehen, als es für den Familienvater eigentlich geplant war.

Weitere Informationen unter www.deutschlandachter.de