Lehnigk muss noch um festen Rollsitz für Peking bangen, Mennigen scheint so gut wie sicher.
Zum Auftakt der Weltcup-Serie 2008 mussten auch die Ratzeburger Olympiaaspiranten in den neugebildeten Nationalbooten an die Arbeit. Auf der Olympiabahn von 1972 in Oberschleißheim bzw. der WM-Strecke von 2007 herrschten schwierige, manchmal auch nicht ganz faire Windbedingungen. ? Von daher sind bei allen Ergebnissen maximal die jeweiligen Bahnen untereinander vergleichbar, aber nicht unbedingt die Rennen?, wie DRV-Sportdirektor Michael Müller nach dem Weltcup betonte.
Der 28jährige Leichtgewichtsskuller Jörg Lehnigk hatte sich den Start seiner Olympia- Saison zunächst auch etwas anders vorgestellt. Auf der bajuwarischen 2000-Meter-Strecke, wo Sportstudent Lehnigk mit seinem Berliner Partner Manuel Brehmer im WM-Finale den 8. Platz belegte, wollte der hochmotivierte 70kg-Athlet nun wieder mit Brehmer Richtung Peking angreifen. Dies tat Lehnigk auch, allerdings mit seinem neuen Partner Lars Wichert aus Hamburg. Denn nach dem unerwarteten vierten Platz bei den Deutschen Meisterschaften fährt der Deutsche Meister Brehmer nun mit dem Vizemeister Jonathan Koch (Gießen) im Zweier, und Lehnigk mit Bronzegewinner Wichert. Zu einem direkten Duell der beiden Zweier kam es bisher trotz Gelegenheiten nicht, weil Koch seitdem verletzt ist. Und eine alte Ruderweisheit besagt; dass ohne Resultate immer das letzte zählt. Und wenn Lehnigk/Wichert plötzlich schneller wären als die beiden zeitschnelleren Einerfahrer Brehmer/Koch, käme Bundestrainer Lothar Trawiel natürlich in die Bredouille. Aber zu diesem Duell wird es vermutlich nicht mehr kommen, denn nach letzten Erkennissen und der verpassten Finalteilnahme von München, wird sich Jörg Lehnigk auf den Einer für den 2. Weltcup in Luzern konzentrieren und der junge Hamburger Lars Wichert wieder zurück in den U23-bereich gehen.
“Ich werde mich jetzt voll auf den Einer konzentrieren und versuchen Luzern zu gewinnen. Ich bin wieder heiß und mein Akku ist wieder aufgeladen. Viele Sportkollegen haben mir unaufgefordert gesagt, dass ich mittlerweile viel erholter und frischer wirker, als noch zuletzt auf den Deutschen Meisterschaften. Da hatten mir die Trainingslager wohl zuviel zugesetzt. Jetzt hat der Doppelzweier den Druck auf seiner Seite, zumal in München noch 5 wichtige Nationen gefehlt haben. Ich bin selbst gespannt, ob die beiden nach so vielen Wochen Verletzungspause wieder in Tritt kommen. Ich stehe jedenfalls bereit, falls der Bundestrainer mich braucht”, ist Jörg Lehnigk nach den Rennen von München äußerst zufrieden. Nicht ob des 5. Platzes im Halbfinale, sondern ob der Tatsache, dass die physische Form langsam aber sicher und hoffentlich noch rechtzeitig zurückkehrt.
Ebenfalls erfreulich präsentierte sich der 26jährige Florian Mennigen im Vierer-ohne-Steuermann. Nachdem der 1,92m großen Riemenruderer trotz weit überdurchnittlicher Leistungen erneut von Bundestrainer Dieter Grahn nicht für den Deutschlandachter berücksichtigt wurde, machte der Psychologiestudent der Ruhr-Uni-Bochum aus der Not eine Tugend und versucht sich über den Vierer für Peking zu empfehlen. Mit seinem Zweierpartner Matthias Flach (Rostock), sowie den beiden Bodenseeruderern Andreas Penkner und Kristof Wilke (RC Radolfzell) belegte Mennigen einen starken 3.Platz im Finale und blieb solide sechs Sekunden vor dem zweiten DRV-Boot. ?Nach dieser guten Leistung wird der erfolgreiche Vierer mit Florian nach unseren derzeitigen Überlegungen auch in Luzern an den Start gehen?, gibt Bundestrainer Dieter Grahn Gedanken für die weitere Zukunft des Vierers preis. Und vielleicht ist diese Variante auch gar nicht so schlecht, denn der Deutschlandachter belegte in Abwesenheit von USA und Kanada, nur einen vierten Rang im Finale und hat noch nicht so recht zu seiner ursprünglichen Form gefunden. ?Grundsätzlich sind die Medaillenchancen und das Prestige im Achter natürlich höher, aber wir verstehen uns im Vierer recht gut und dementsprechend läuft das Boot auch. Und da wir uns erst für München zusammengesetzt haben und zudem auf einer eher ungünstigen Bahn waren, traue ich uns sogar noch etwas mehr Potential zu, als man bis jetzt schon erahnen konnte?, gibt sich Florian Mennigen abwartend.
Übrigens gab es für München einen neuen und hervorragenden Service des TV-Senders WCSN.com. Auf der Internetseite konnten alle Deutschen und vor allem Ratzeburger Ruderfans sämtliche Rennen am Finaltag kostenlos im Internet verfolgen und auch hinterher noch einmal ansehen.