Die etwas andere Ferienfreizeit in Berlin

Die etwas andere Ferienfreizeit in Berlin

Nachdem ich mich jetzt langsam wieder an den Alltag um und in Ratzeburg gewöhnt habe, möchte ich mich für den Empfang am RRC, nach vielen Wochen der„Entbehrungen“, ganz herzlich bedanken! Es war sehr schön zu erleben, wie ein ganzer Verein mitfiebert, mit-hofft und mit-feiert.

Doch zunächst einmal zu der „Entbehrung“ selbst:
Am 2. Juli sind wir (Arne, Leopold und ich) nach Berlin, zur Unmittelbaren Wettkampf Vorbereitung (UWV), gefahren. Und dann ging es auch schon gleich los: Arne und Leopold hatten sich ihren Rollsitz bzw. Steuerplatz schon gesichert, doch für mich war die Selektion (die kommenden Tests) ausschlaggebend, in welchem Boot ich auf der WM fahren werde. Es wurden ein Stufentest mit Ausbelastung und eine Messbootfahrt veranlasst, hinzu kamen dann noch andere Tests, wie zum Beispiel das Ergofahren mit einer Sauerstoffmaske und viele, laaange Psycho-Tests, auch Fragebögen zum Verhältnis zu Drogen und Alkohol 😉
Vor allem bedeutete die UWV aber viel Schweiß, denn ohne Schweiß – kein Preis!
Jedoch waren nicht nur die Tests und das viele lange, superanstrengende Training eine Herausforderung: auch den langen Weg zu dem (ach, so leckeren) Essen muss man erst einmal zurücklegen. Denn nach „der kleinen Umfahrt“ (27km) ist die Motivation 1km zu Fuß zu gehen gering, deswegen sah man die UWV-Erfahrenen mit ihren Fahrrädern durch Berlin zum Essen ziehen. So kam es, dass auch ich mir ein Zweirad kaufen wollte, doch das Angebot bei dem Fahrradhändler war begrenzt und es war kein vernünftiges Fortbewegungsmittel mehr vorhanden. Als ich ihn jedoch darauf aufmerksam machte, wie unersetzlich mir ein Fahrrad sei, bat er mich morgen einfach noch einmal vorbei zu schauen. Und -voilá- am nächsten Tag hatte er ein 28-er, das all meine Forderungen erfüllte, und das zum kleinen Preis! Da fragt man sich ja schon einmal ob man nicht genau dieses Modell gestern noch am S-Bahnhof gesehen hat…
Doch dies belastet einen eher weniger, da man ja auch so schon genug Sorgen hatte. Denn wer sich zuhause sein Zimmer nicht mit 5 bösen,fremden Personen teilt, muss sich auch erst einmal an diese Eigenart Berlin-Grünaus gewöhnen.
Nach ein paar Tagen stellt man natürlich fest, dass die fremden Menschen gar nicht so böse waren, aber anstrengend kann es mit 5 anderen Mädchen für 6 Wochen natürlich trotzdem werden … Trotzdem kam es dann dazu, dass die zwischenmenschlichen Verhältnisse so weit und gut waren, dass, wenn man denn endlich frei hatte, sogar zusammen etwas unternommen wurde! So ging man dann zusammen Einkaufen (natürlich auf den tollen Fahrrädern) oder Eisessen (als Ausgleich zu den delikaten Mahlzeiten) oder sogar ins Kino. Baden war eigentlich aufgrund der geringen Wasserqualität und damit verbundenen erhöhten Infektionsgefahr leider untersagt, doch eigentlich ist relativ und den fleißigen Wassersportlern relativ egal 🙂
Doch obwohl man neue (sogar nette) Leute kennengelernt hat, hat man natürlich die Familie und seine Freunde sehr vermisst. Somit war es immer eine besondere Freude, wenn Post aus Ratzeburg kam. An dieser Stelle muss ich Frauke noch einmal meinen Dank aussprechen, sie hat sich als eine ganz treue Verfechterin antiker Kommunikationswege erwiesen. Denn eine Karte oder ein Päckchen mit leckerem, selbst gebackenem, leicht verbrannten Kuchen ist doch um einiges schöner und langwährender (und vor allem sättigender) als ein Telefonat oder eine Email (ist aber auch gut). Vor allem der Stolz mit dem man seine Post an die Wand über dem Bett hängen kann und die neidischen Gesichter derer, die an diesem Tag keine Briefe bekamen, schaffen es, sich wieder richtig gut zu fühlen.
Nach mehr als 5 Wochen kam endlich das, worauf wir alle gewartet bzw. trainiert hatten: In dem kleinen tschechischen Dorf namens Racice fand die ganze Plagerei ihren Höhepunkt und Abschluss.
Nachdem sich die drei Boote mit ratzeburger Beteiligung für das große Finale qualifiziert hatten, konnten wir schon ein wenig aufatmen. Obwohl wir wussten, dass es im Finale um alles oder nichts geht. Doch so etwas mit einer Mannschaft und einem großen Team im Ganzen zu erleben, ist schon eine dolle Sache.
Auch wenn es am Ende nicht unbedingt für alle medaillenreich ausging, war es eine tolle und erlebnisreiche und unvergessliche Zeit, auf die ich nicht verzichtet haben möchte. Ich hoffe zumindest, dass ich im nächsten Jahr wieder „Sommerurlaub in Berlin-Grünau“ machen darf und vielleicht möchte ja noch der ein oder andere Ratzeburger mitkommen.