Trauer um unser Ehren- und Gründungsmitglied Walter Schröder

Trauer um unser Ehren- und Gründungsmitglied Walter Schröder

Walter Schröder, Quelle:RRC

Nachruf                                                                                            

Dirk Schreyer / Hamburg

Professor Walter Schröder ist im neunundachtzigsten Lebensjahr verstorben. Er war Ehrenmitglied des 1953 gegründeten Ratzeburger Ruderclubs und gehört zu den erfolgreichen Ruderern der ersten Stunde.

Im Mecklenburgischen Campow, am Ostufer des großen Ratzeburger Sees gelegen, wurde er 1932 geboren. Sein Vater war dort Lehrer, musste aber aus politischen Gründen Campow verlassen und sich und seine Familie im Schleswig-Holsteinischen Lankau mit einem Laden für Kolonialwaren über Wasser zu halten. Dort wurde Walter 1939 eingeschult. Der Vater kam aus dem Krieg zurück und wurde wieder Lehrer an einer einklassigen Volksschule auf der Bäk bei Ratzeburg. Walter wechselte 1946 auf die weiterführende Lauenburgische Gelehrtenschule und machte dort 1952 sein Abitur.

 !948 kam Karl Adam als Studienrat für Mathematik, Physik und Leibesübungen an die LG. Adam, Studentenweltmeister 1937 im Boxen und begabter Leichtathlet, gründete an der Schule eine Boxabteilung und wurde zum Protektor der traditionell bestehenden Ruderriege benannt. Hier begann Walter Schröders Bilderbuchkarriere, die weit über seine eigenen sportlichen Erfolge hinausreichte. Mit den innovativen Trainingsmethoden seines Lehrers, der Abkehr von autoritären Formen und der Erziehung zu motivierten „mündigen Athleten“, erreichte diese Leistungsgruppe, die mit den Namen Klaus von Fersen, Manfred Rulffs, Hans Lenk, später auch Ingo Kliefoth und Bernd Kruse untrennbar verbunden sind, in wenigen Jahren einen internationalen Standard.

Walter studierte Lehramt an Gymnasien in den Fächern Sport, Physik und Geografie. Nach Jahren als Ruderlehrer und Dozent an der Universität Hamburg erhielt er dort 1979, bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden, eine Professur für Bewegungs- und Trainingslehre im Fachbereich Sport. 

Walter Schröder war ehrgeizig und tolerant, sein Kampfgeist, seine Disziplin und seine Ausdauer waren die Triebfedern, mit denen er all seine Talente ausschöpfen konnte. Meisterschaften im Rudern mit der Krönung des Olympiasieges bei bei den Spielen 1960 in Rom, 25 Boxkämpfe, badischer Meister über 10.000 m in der Leichtathletik, begeisterter Skifahrer, Kajakfahrten auf der Donau von der Quelle bis ins Delta oder Kajakfahrten allein nach Helgoland. Walter hatte so viel von Karl Adam gelernt und mitgenommen, insbesondere Menschen immer auf Augenhöhe zu begleiten, Athleten durch Anleitung zu selbständigem Denken und Handeln zu erziehen und so zu mündigen Menschen heranreifen zu lassen. Dies war auch seine Grundlage als Trainer von erfolgreichen Mannschaften, mit denen er fünf Deutsche Meisterschaften erringen konnte. Seine Trainerarbeit und seine Betreuung haben Egon Böttcher und ich als Jugendliche ganz nah erleben können. Im Doppelzweier hat Walter uns 1962 auf die Deutsche Jugendmeisterschaft vorbereitet, und wir konnten nachfolgend beim Match des Cinque Nation im französischen Macon einen überlegenen Erfolg verbuchen. Genau auf dieser Stecke war Walter drei Jahre vorher mit seiner Achtermannschaft in einer Rekordzeit zu einem Europameisterschaftssieg gerudert!Leider konnten wir nicht Abschied nehmen, wir werden Walter Schröder nie vergessen!

Nachruf von Prof. Dr. V. Lippens, V. Nagel

Prof. Walter Schröder, im Dienste der Sportwissenschaft

Quelle: Prof. Dr. V. Lippens

Prof Walter Schröder (1932 – 2022)

1964 – 1978 Wissenschaftlicher Rat am Institut für Leibesübungen
1979 – 1998 Professor für Sportwissenschaft im Arbeitsbereich 
Bewegung und Training am Fachbereich Sportwissenschaft 
der Universität Hamburg

– Ein Hochschullehrer, dem die Verbindung von Theorie und Praxis wichtig war, was er auch in seiner Lehre vorlebte (vielfältige Wassersport-Exkursionen).

– Ein Verkörperer begeisterter Polysportivität, die seine Biographie prägte und sich in theoretischer Aufgeschlossenheit gegenüber Koordinations-orientiertem und Transfer-analytischem Forschen und Denken niederschlug.

– Ein engagierter Anleiter, der seine erlebnisorientierte Vermittlungsweise in Zusammenarbeit mit diversen Schulklassen und insbesondere der Blinden- und Sehbehindertenschule Borgweg als auch der Kinder- und Jugendpsychatrie Eppendorf in Hamburg auf die Probe stellte.

– Ein kooperativer Forschungsleiter, der die biomechanische Leistungsdiagnose für den Spitzensport im Deutschen Ruderverband in der Nachfolge von Karl Adam etablierte und die Umsetzung biomechanischer Erkenntnisse „auf dem Weg zum idealen Ruderlehrer“ auch in Vermittlungsprozesse bei Anfängern prüfte. 

– Ein „lebenslanger Lerner“ in curricularer wie lehrkonzeptioneller Hinsicht: Sein Weg vom jugendgemäßen Ruder-Lehr-Methodiker zum Verfechter einer „Integrierten Wassersportausbildung (Rudern/Kanu)“ zeugt von Innovationsbegeisterung, mit der er sich auch unermüdlich weiter-und neulernend selbst im Kajak durchs Wildwasser oder durch die Nordsee gen Helgoland, im ägäischen Meer nach Olympia und auf der Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer stürzte.

Hamburg, im November                                                    Prof. Dr. V. Lippens, V. Nagel

Zeitungsbericht vom 10.11.2022

Ratzeburg. Deutschlands Ruderer trauern um Walter Schröder (89), der 1959 Europameister wurde und 1960 in Rom das erste olympische Gold mit einem deutschen Achters gewonnen hatte.

Schröder wurde 1932 in Campow am Ratzeburger See geboren und war das letzte noch lebende Gründungsmitglied des Ratzeburger Ruderclubs. Als Sportprofessor lehrte er an der Uni Hamburg Trainings- und Bewegungslehre, analysierte nach dem kybernetischen Modell der Ratzeburger Trainerlegende Karl Adam Ruderbewegung und -training, leitete die Ruderausbildung und forschte über allgemeine Bewegungslehre. Schröder veröffentlichte Studien und Bücher zu diesen und sporthistorischen Themen. Sein Lehrbuch „Rudern“ wurde zum Standard-Ausbildungswerk.

Von den neun Goldgewinnern sind mit Frank Schepke, Moritz von Groddeck, Manfred Rulffs und Karl-Heinz Hopp und Walter Schröder nun fünf verstorben. Zum Mannschaft gehörten zudem Hans Lenk, Klaus Bittner, Kraft Schepke und Steuermann Willi Padge.

Quellenangabe: LN vom 10.11.2022, Seite 20

von links: Manfred Rulfs, oben Karl Adam, Walter Schröder ; Quelle:RRC

Nachruf: Hamburger Abendblatt. 312.2022

Wir sind tief bewegt und sehr traurig über den Tod unseres Trainers und Freundes

Prof. Walter Schröder

Olympiasieger, Europameister, mehrfacher Deutscher Meister im Rudern und

erfolgreich mit nennenswerten Siegen in der Leichtathletik und im Boxen,

Sportwissenschaftler an der Universität Hamburg und unser geschätzter Trainer.

Er verstarb im 90. Lebensjahr

Danke für Deinen Einsatz, wir werden uns immer an Dich erinnern!

Danke für Deinen Einsatz, wir werden uns immer an Dich erinnern!

Ilse Plagemann, Brigitte Huhn, Bothilde Meyer-Richtering, Monika Dupke,

Bernd Hänyes, Heino Ramm, Hans-Derk Gestermann, Jürgen Roschlaub,

Klaus Steffen, Volker Lippens, Rainer Schmidt