Freitag 25. Oktober
Nach Feierabend Anreise der fünfzehn Teilnehmer aus Berlin und Ratzeburg an die Elbe. Noch bei Tageslicht erreichen wir den Heimathafen des DRV-Kirchboots “Jona”, den Ruder-Club Aken, und übernehmen den Trailer mit dem Prachtstück darauf. Am Startpunkt unserer Fahrt in Wittenberg kommen wir allerdings erst bei Dunkelheit an, so dass wir den Gedanken, das Boot noch vor dem Abendessen zu wassern, sofort verwerfen. Nach dem Bezug der Gästezimmer im örtlichen Ruderclub geht es zu Fuß in die Innenstadt, wo auf einen kurzen Stadtrundgang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten unser Abend beim Italiener folgt.

Deutlich lebhafter in Erinnerung bleibt der anschließende Besuch in der sehr gut bestückten und kreativen Charles-Bar in Gesellschaft von trinkfreudigen US-amerikanischen altlutheranischenen Pastoren

Samstag 26. Oktober
Zum Frühstück im Ruderclub vervollständigt unsere rudernde Reiseführerin Anita aus Roßlau die Reisegruppe – damit ist das Boot vorschriftsmäßig voll besetzt, und wir haben zusätzlich noch einen Fahrer, um unser Privattaxi zu bewegen. Dann gilt es das Hauptproblem zu klären: Wie kommt das Kirchboot ins Wasser – idealerweise an einer ausreichend flachen Slipstelle mit Steg in der Nähe. Gar nicht so einfach, wenn alle Stege in der Elbe am 31.10. eingeholt sein müssen und daher überall am Samstag davor die Kräne in Aktion sind….Wir landen schließlich an einem Motorboot- und Segelclub 500 m stromab – erstes Problem gelöst.

Problem Nummer zwei: Wir haben zwar Ersatzriemen erhalten, aber die Bootsbauer haben die Ruderplätze leider nicht dort ins Boot gebaut, wo die Riemen passen. Einer der vierzehn Ruderer musste bei 6 zur Verfügung stehenden Backbordriemen und 9 Steuerbordriemen leider einen gewissen Reisemangel in Kauf nehmen.Bei schönstem Spätsommerwetter und unter fachkundiger Fremdenführung trägt uns die Strömung der Elbe dann am Panorama von Wittenberg, den folgenden Industrieanlagen und dem Wörlitzer Gartenreich vorbei gen Dessau, wobei der ein oder andere sich das erste Mal an der ungewohnten Pinne beim Steuern beweisen kann.


Nach Passieren der Gierfähre Coswig legen wir zu einer Mittagspause am skurrilen “Jagd- und Wasserschloss” an, wo das angedrohte alternativlose Rittermahl kurzfristig verschoben wurde, so dass wir unsere Kürbissuppe in intimer Runde mit Skeletten als einzigen Tischnachbarn löffeln können.Tagesziel ist nach 50 km der Wallwitzhafen, ein weitgehend verlassener ehemaliger Industriehafen, an der Muldemündung in die Elbe, rund 3 km vom Zentrum in Dessau entfernt. Mit zwei Touren im Clubbus sind wir im B&B-Hotel in der Innenstadt. Das Abendessen gibt es in einem persischen Restaurant (das kulinarische Highlight der Tour , während uns der Absacker im Brauhaus nur noch widerwillig serviert wird.

Sonntag 27. Oktober
Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Transportlogistik. Zunächst werden die Fahrzeuge zwischen Wittenberg, Aken und Dessau hin und her positioniert und parallel das Boot klargemacht, dann folgt die kurze 16-km-Etappe nach Aken – keine Experimente, dort sind Slipstelle und Steg (noch) vorhanden. Anfangs noch bei Sonnenschein, beginnt es sich langsam zuzuziehen und leichter Gegenwind kommt auf. Glücklicherweise stellen die Akener Ruderer ein komplettes Bergekommando und demonstireren uns Laien, dass das Aufslippen aus der Elbströmung heraus eine intensiv zu trainierende Herausforderung ist. Dann schnell das Boot gewaschen und winterfest gemacht, und mit einen heißen Kaffee vor dem noch heißeren Kaminofen und/oder einem letzten Kaltgetränk die diesjährige Wanderfahrtsaison beendet und dem Heimweg nach Berlin und Ratzeburg angetreten.Auf ein Neues in 2025!



Sven Hoops