Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat nicht nur alle seine vier WM-Ruderer und ruderinnen das Finale auf dem legendären Rotsee erreichen sehen, sondern einen überraschenden Weltmeistertitel im Doppelvierer bejubeln dürfen. Der 21jährige Jörg Lehnigk, als Ersatzmann in das Team gekommen, belegte im Leichtgewochtsdoppelvierer der Männer einen ordentlichen sechsten Rang, zumal der junge Ratzeburger eigentlich nur als eiserne Reserve eingeplant war. Doch durch den Krankheitsfall eines Hamburgers kam für den glücklichen Abiturienten und amtierenden U23-Weltmeister noch einmal die Chance in einem WM-Finale zu starten. Und ein sechster Platz ist als Premiere ja eigentlich mehr als erwartet.
Ebenfalls auf dem sechsten Platz landeten im Finale des Frauenzweiers ohne Steuerfrau die Zwillingsschwestern Mira und Sonja van Daelen von der Rudergruppe Geesthacht. Die beiden 24jährigen Studentinnen, die auf den Ratzeburger Gewässern im Bundesleistungszentrum trainieren, waren mit dem Resultat auch sehr zufrieden. Sonja van Daelen zum Rennen: Mit dem sechsten Platz sind wir sehr gut bedient. Allerhöchstens auf Platz fünf hätten wir noch geschielt, aber selbst da war nichts mehr zu holen. Bei 1000 Metern, also an der Streckenhälfte, hatten die anderen einfach noch mal ein Pfund draufgelegt, das wir nicht parieren konnten. Wir wissen also, daß wir noch einige Arbeit vor uns haben, wenn wir in dieser Bootsklasse einmal eine WM-Medaille möchten.
Absoluter Überflieger der diesjährigen Welttitelkämpfe war jedoch der 27jährige RRC-Ruderer Marco Geisler, der im Männer-Doppelvierer souverän zum Titel skullte.
Marco Geisler dazu im Interview
LN: Zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch, aber war diese Goldmedaille
nach den bisherigen Saisonleistungen wirklich zu erwarten gewesen?
Geisler: Wir waren zum Ende der Worldcup-Saison noch nie in absoluter WM-
Form. Den letzten Kick haben wir uns bisher immer im Trainingslager
geholt. Und auch 2001 haben sich die drei Wochen in der Höhe von
Kaprun offenbar bezahlt gemacht.
LN: Wann wußtet Ihr, daß die Konkurrenz, insbesondere die starken Holländer zu
schlagen sind?
Geisler: Im Vorlauf waren wir schon sehr nah am holländischen Vierer dran und
hatten noch einiges in der Reserve. Auch das Halbfinale lief sehr stark
ohne, daß wir uns völlig verausgaben mußten. Im Finale dann wollten
wir einfach versuchen mitzufahren, was uns sehr gut gelungen ist und nach
1000 Metern lief das Boot einfach so gut, daß wir wußten, daß wir es an
diesem Tag schaffen konnten.
LN: Wie ist der plötzliche Aufschwung nach der Bronzemedaille von Sydney zu
erklären?
Geisler: Wir sind zwar auf einer Position seit den Olympischen Spielen umbesetzt,
aber insgesamt ist die Mannschaft in diesem Jahr viel besser eingefahren.
Die Arbeit mit unserem Trainer-Team Lothar Trawiel und Bernd Lindner
hat offensichtlich gefruchtet und wenn man in einem WM-Finale erst
einmal vorne liegt, rudert man wie beflügelt. Alle Faktoren paßten in
diesem Jahr einfach besser zusammen, als im letzten. Und auch die Zeit ist
für das nacholympische Jahr weltklasse.
LN: Wie geht es jetzt weiter?
Geisler: Zunächst einmal werde ich mich noch ein wenig erholen, dann widme ich
wieder voll und ganz meinem Beruf beim Bundesgrenzschutz und im
Herbst beginnt auch schon wieder der Trainingszyklus für die Saison 2002.
LN. Vielen Dank für dieses Gespräch