Die knappe Wettkampfsaison bei den Ruderern ist wieder einmal schneller vorüber gegangen, als die meisten Athleten vor lauter Training gedacht hätten. Eben noch bei den internen Verbandstests, stand jetzt am Wochenende bereits wieder das traditionelle World-Cup-Finale auf dem Luzerner Rotsee an. Nach Mailand und München wollten die RRC-Aushängeschilder Marco Geisler, Marita Scholz und Jörg Lehnigk auf dem wunderschönen Göttersee wieder Flagge für den Ratzeburger Ruderclub und den Deutschen Ruderverband zeigen.
Als erster durfte der 23jährige Jörg Lehnigk mit seinem Doppelvierer der Leichtgewichte an der Startanlage des malerischen Bergsees anlegen. Auf den nationalen Regatten gab es für das Nationalteam mit einem Durchschnittsgewicht von 70kg ja so richtig keine ernst zu nehmenden Gegner mehr, so dass Luzern eine gute und vor allem letzte Chance darstellte die potentiellen WM-Gegner einmal anzutesten, bevor es noch einmal für fünf Wochen in die Trainingslager geht, damit auch alle Boote Ende August bei den Welttitelkämpfen auf der Mailänder Regattabahn in Topform sind. Und Jörg Lehnigks Vierer, im vergangen Jahr bei der WM in Sevilla nicht in den Medaillenrängen, legte gleich mächtig los und lieferte sich mit den Großen der Zunft ein tolles Rennen. Nach 2000 Metern waren es nur die, wie sollte es in diesen Tagen anders sein, Italiener, die sich den sportlichen Angriffen des deutschen Bootes erwehrten und mit zwei Sekunden den Rotsee-Sieg für die Forza Italia einfuhren.
Etwas überraschend wurde Weltmeisterin Marita Scholz von Bundestrainerin Jutta Lau aus dem Parade-Doppelvierer der Damen in den Einer gesetzt. Doch auch in dem ungewohnten Kleinboot schlug sich die 26jährige Diplom-Gartenbau-Ingenieurin aus der Inselstadt mit Würde und Respekt. Obwohl mir im Einer absolut die Wettkampfpraxis fehlt, hat es doch im kleinen Finale zu Rang vier gereicht und unter diesem Umständen bin ich mit dem Rennen sehr zufrieden. Ich werde jetzt weiter hart arbeiten, um mich über das Messboot bzw. weitere Tests wieder für meine Lieblingsbootsklasse zu empfehlen und hoffe, dass unser jetziges Trainingslager in Silvaplana bei St. Moritz mir die nötige Härte dafür bringt, erzählt Weltmeisterin Scholz hochmotiviertvnach ihrem Einer-Finale. Der besagte Doppelvierer hat es ohne die Ratzeburgerin auch wieder nicht ganz nach oben auf das Treppchen geschafft, was für die seit 10 Jahren auf Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen ungeschlagene Crew nicht als Erfolg verbucht werden wird.
Last but not least kam dann natürlich noch Marco Geisler im Bundes-Vierer von Coach Lothar Trawiel. Nach bereits zwei Niederlagen gegen die unglaublich starken Polen in der laufenden Rennsaison hatten sich alle die Frage gestellt, ob der deutsche Gold-Vierer von Sevilla in diesem Jahr einfach nicht so stark ist oder ob sich die bisher gezeigten Ergebnisse zur langfristigen Entwicklung auf die WM in Mailand hin nach oben korrigieren. Diese Frage beantwortete Marco Geisler dann sehr schnell und überzeugend aus dem Mittelschiff. Nach einem nicht ganz so fürchterlich starken Start fand der Vierer um Schlagmann Robert Sens dann immer mehr seinen Rhythmus und auf der zweiten Streckenhälfte dann auch die Führung des Feldes, die sie bis zur Ziellinie auch nicht mehr an die geschlagenen Teams aus den Niederlanden, Russland, Tschechien, Italien und Estland abgeben sollten. Und mit einem prestige-reichen Rotsee-Sieg, reist es sich umso souveräner als Titelverteidiger zu einer Weltmeisterschaft. Alle Rennergebnisse unter www.worldrowing.com