46. Internationale Regatta auf dem Ratzeburger Küchensee

Es war wieder einmal ein Ruderfest für die gesamte Region. Über 1000 Athleten aus sechs Ländern fanden Weg in die kleine aber charmante Inselstadt im Lauenburgischen, um ihre 2000-Meter-Rennen auf der legendären Naturstrecke Küchensee mit- und gegeneinander auszutragen. Wochenlang hatte das bewährte Regattateam um Renate Gerks wieder engagiert geschuftet, um der Sportjugend Deutschlands und der mitgereisten großen Ruderfamilie einen professionellen Regatta-Rahmen zu bieten.
Auch der Schirmherr Hans-Ludwig Grüschow, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe, überzeugte sich vor Ort begeistert von der Faszination Rudern und führte so manche Siegerehrung persönlich durch. Mit dem Wetter hätte sich der neue RRC-Vorsitzende Prof. Dr. Frank T. König sicherlich ein wenig mehr schützendes Händchen von Petrus erhofft, aber Regen und stürmische Winde wurden sowohl von den Aktiven, als auch vom Organisationsteam erfolgreich gemeistert. Und auch sportlich hatten die knapp 360 Vereine und Renngemeinschaften einiges zu bieten. Der Dortmunder U23- Bundestrainer Thomas Affeldt kam mit seiner gesamten Mannschaft, die sich auf den Deutschen Meisterschaften für die WM qualifizieren will nach Ratzeburg und ließ alleine über 30 Zweier gegeneinander antreten, um für die Achterbildung, die besten Ruderer zu ermitteln. Überhaupt wurden gerade die U23-Rennen sehr gut besucht, da Ratzeburg eine der ganz wichtigen 2000-Meter-Regatten in Deutschland darstellt, auf denen die eigene Form noch einmal gegen so starke Konkurrenz getestet werden kann. Weiterhin war dabei der Deutsche Einer-Meister von 2004 Falko Nolte aus Potsdam, der mit diese Saison im Doppelzweier angreifen möchte und in Ratzeburg gleich zweimal mit seinem Berliner Partner Erik Knittel am Siegersteg anlegen durfte und das begehrte Siegerglas plus Niederegger Marzipan gewann. In Abwesenheit der beiden Lokalmatadoren Jörg Lehnigk und Marco Geisler, blieb dann die Hoffnung der RRC-Fans auf einen Sieg von Leichtgewicht Nils Budde. Und der 24jährige sollte die gut gefüllte Zuschauertribüne nicht enttäuschen und gewann im Doppelzweier mit seinem Partner Peter Krüger. Ebenfalls in Topform präsentierte sich der Ausnahmeruderer und Olympionike Ingo Euler aus Mainz. Der 35jährige, der seit Jahren die deutsche Leichtgewichtsszene im Skiff beherrscht, triumphierte in der Inselstadt nach Belieben seine Rennen und siegte wenige Wochen vor dem World Cup in München sowohl im Zweier als auch im Einer überlegen. Der Deutschlandachter schaffte dieses Jahr leider nicht den Sprung nach Schleswig-Holstein, da er bereits in Versailles einen Ländervergleich hatte, dafür jedoch waren beide WM-Vierer des DRV mit am Start. Sowohl der deutsche Vierer-ohne-Steuermann, als auch der gesteuerte Vierer präsentierten sich in spannenden Rennen mit standesgemäßen Siegen vor dem fachkundigen Publikum. Für eine Sensation sorgten indes bei den Damen der rudernden Zunft die Chinesinnen vom Shanghai Rowing Club. Die weit gereisten Gäste aus Fernost pulverisierten den Streckenrekord im Frauenachter und bewiesen sich als echte Aspiranten für die WM Ende August in Japan. Dort will auch Peggy Waleska hin. Die Silbermedaillen-Gewinnerin von Athen möchte auch noch auf den WM-Zug aufspringen und empfahl sich bei ihrer zuständigen Bundestrainerin Jutta Lau (Potsdam) mit zwei überragenden Siegen im Skiff für einen Platz im deutschen Großboot. Und selbst der komplette Olympia-Zweier aus dem Finale von Athen war in Ratzeburg mit dabei und ruderte aus dem Training heraus zum Sieg auf dem Küchensee. Streckenrekordhalter Jan Herzog konnte seine Bestmarke dieses Jahr zwar nicht knacken, wird mit seinem Partner Tobias Kühne jedoch sicherlich weiter daran arbeiten. Spannend wurde es natürlich im Höhepunkt des Samstages beim Rennen um den Paulaner-Cup für den schnellsten Männer-Einer. Hier siegte erneut ein Hamburger Ruderer in einem packenden Finale. Der ganz junge 20jährige Fokke Beckmann von der RG Hansa Hamburg hielt seine Widersacher hierbei sehr gut auf Distanz und durfte den wertvollen Pokal aus den Händen von Herrn Grüschow und Dr. Jürgen „Dolle“ Schröder entgegen nehmen. Publikumslieblinge waren in vielen Rennen die Studenten der Universität aus Edinburgh, die eigens ins ferne Ratzeburg gereist waren, um auf diese geschichtsträchtigen Regattastrecke einmal bei den Rennen mitfahren zu dürfen. Sie hatten zwar meist nicht mit dem Ausgang der Rennen zu tun, schlugen sich gegen die vielen WM-Teilnehmer jedoch beachtlich und waren hinterher begeistert von dieser kleinen Stadt mit der großen Sportgeschichte. Ein weiteres Highlight waren natürlich an beiden Tagen die Rennen in der Königsklasse, dem Männerachter, als wieder einmal die potentielle U23-Mannschaft den Sieg errudern konnte. Letztes Jahr waren sie noch U23-Weltmeister und auch in der neuen Zusammenstellung erscheint das Großboot aus dem Dortmunder Stützpunkt in einer sehr guten Verfassung. Am zweiten Renntag setzten sich der die beiden A-Vierer zusammen und gewannen das Dr.Erich-Henschel-Gedächtnis-Rennen gegen den eigenen starken Nachwuchs sowie die starken Polen. Abgerundet wurde das Ruderfest durch den so genannten Hanseatenachter, einem Achterrennen, in dem die Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen ihre besten Vereinsruderer zusammen in ein Boot bringen und dann unter der Flagge der Stadt rudern lassen. Die Titelverteidiger aus Bremen mussten den Pokal dieses Jahr jedoch abgeben, denn die Hamburger von der Außenalster hatten heuer einen halbe Bootslänge Vorsprung und freuten sich über Pokal und Siegerprämie. Lübeck belegte vor den außer Konkurrenz rudernden Gastgebern einen guten dritten Rang. „Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Meldeergebnis und freuen uns, dass so viele junge Sportler den Weg zu unserer traditionellen Regatta gefunden haben. Dass die Bandbreite von olympischer Weltklasse bis hin zu Universitätsruderern aus Schottland ein so breites Spektrum aufweist bestätigt uns in unserer Arbeit und wir werden, nach kurzer Erholung natürlich, schon wieder für die nächste große Ratzeburger Regatta planen“, erklären die erschöpften aber glücklichen Regattaleiter Renate Gerks und Prof. König unisono.

Alle Rennergebnisse finden sich unter www.rrc-online.de