Lehnigk nimmt in Berlin langsam aber sicher Fahrt auf

Lehnigk nimmt in Berlin langsam aber sicher Fahrt auf

Während sich die meisten Sportler und Bürger Deutschlands so ganz gemächlich auf die weihnachtlich-religiös-kommerziellen Festtage einstellen, schuften die Ruderer bereits wieder für konditionelles Fundament der nahenden Saison 2006. „Die Medaillen werden im Winter geschmiedet“ soll bedeuten, dass wer im Winter nicht genügend Grundlagenausdauer erarbeitet, in der Rennsaison, die im April beginnt, eventuell ein langes Gesicht macht, weil die Puste nicht reicht. Dafür schuftet also der 25jährige Sportstudent Jörg Lehnigk bis zu 12 Trainingseinheiten die Woche in Ruderboot, auf dem Ergometer, laufend um die Ratzeburger Seen oder in der Folterkammer, dem Kraftraum. Nächstes Jahr soll es einmal klappen mit der erträumten WM-Medaille in einer olympischen Bootsklasse. 2005 hatte Jörg Lehnigk bereits mit seinem neuen Schlagmann Manuel Brehmer bei seiner vierten WM die erste Qualifikation im olympischen Doppelzweier geschafft, musste sich jedoch im Zweier-Finale in Gifu/Japan mit dem undankbaren sechsten Platz zufrieden geben. Und damit die Mission „WM Eton/GB 2006“ besser aufgeht, feilen Jörg Lehnigk und sein Berliner Partner Brehmer mit dem dortigen Landestrainer Dieter Öhm an den Feinjustierungen des wertvollen Rennzweiers. „Wir haben jetzt probehalber auch einmal den Bootshersteller gewechselt und sind vom Marktführer Empacher zum Rennstall „Filippi“ gewechselt. Die Schwergewichte um Ex-Weltmeister Marco Geisler kommen meist mit den soliden und stabileren „Gelben“ (von Empacher) besser zurecht, weil diese die riesigen Kräfte, die an der Dolle und Stemmbrett wirken, besser wegstecken, aber wir „Leichtgewichte“ spüren bei den sensibleren „Weißen“ Booten vom italienischen Hersteller Filippi oft mehr. Die springen am Start mindestens genau so schnell an, ich bekomme jedoch der Freilauf- oder Gleitphase im Vorrollen ein besseres Feedback vom Boot und kann mich so besser als verbindendes Element zwischen Boot und Wasser integrieren“ erklärt Lehnigk seine Vorstellung von einem Rennboot. Und in dieser Besetzung mit Manuel Brehmer (Schlag) und Jörg Lehnigk (Bug) auf Filippi ist das National-Duo bereits einen ersten Wettkampf in Berlin gefahren. Bei der dortigen regionalen Langstrecke der Bundeskader- und Landeskaderathleten fuhren Brehmer/Lehnigk einen deutlichen Sieg heraus und haben ihr neues Gefährt für gut befunden. „Wir sind zwar mit begrenzter Schlagzahl von 28 Schlägen pro Minute gefahren, um das Boot wirklich ganz explizit zu testen, aber so ein bisschen Wettkampfhärte und Willensschulung sind ja nie verkehrt. Und gerade da müssen wir in Deutschland aufpassen. Viele andere Nationen matchen sich auch im Winter gegeneinander, während wir erst so richtig im Frühjahr aufeinander treffen und dann umso schneller unseren Rhythmus finden müssen. Aber wir können uns ja darauf einstellen und hoffen, dass wir den Deutschen Meistertitel verteidigen können und dann in der englischen Schulstadt Eton zuschlagen können. Bis dahin ist der Weg jedoch noch weit und wir werden ihn gemeinsam gehen, denn um zur WM zu kommen müssen wir uns ja erst mal national durchsetzen. Denn das Fell des Bären will erst verteilt werden, wenn er erlegt ist“, erzählen die beiden Leichtgewichte unisono.