Ordentliche Vorstellungen von Lauenburger Ruderern

Zum dritten und letztem Mal traf sich die internationale Ruderelite vor dem Saisonhöhepunkt WM beim Worldcup-Finale auf dem Luzerner Rotsee. Diese Rennen auf dem legendären „Göttersee“ der Ruderer stellten die letzte Gelegenheit für alle ambitionierten Nationalboote da, sich noch einmal mit umgebauten und neu besetzten Mannschaften auf höchstem Niveau zu vergleichen ,bevor es in die Höhentrainingslager und Wettkampfvorbereitungen Richtung WM in Gifu (Japan) Ende August geht. Während der Deutschlandachter mit einem erneuten Sieg Glanz und Gloria für den DRV und den magentafarbenen Sponsor einfuhr, setzten sich auch die beiden Ratzeburger RRC-Skuller Jörg Lehnigk und Marco Geisler teilweise sehr gut in Szene.
Der 25jährige Leichtgewichtsskuller Jörg Lehnigk hat in dieser Saison erstmals den Durchbruch in die olympischen Bootsklassen geschafft. Mit seinem Partner und Schlagmann Manuel Brehmer dominierte Sportstudent Lehnigk die nationale Szene und setzte mit Siegen in Essen und dem zweiten Platz in München auch internationale Akzente. Auf dem malerisch gelegenen Bergsee von Luzern, auf dem nahezu immer optimale Ruderbedingungen herrschen, probierten Lehnigk/Brehmer nun jedoch einen Start in der schweren Konkurrenz, um sich das kräftezehrende Abnehmen auf ein Gewicht von 70 kg zu ersparen. Und auch bei den „Dicken“ konnten sich die in der Szene manchmal als „Dünnbeine“ bezeichneten Leichtgewichte Respekt und Gehör verschaffen. Nachdem das Duo im Vorlauf bereits gestandene Olympiasieger aus Italien in die Schranken weisen konnte und im Halbfinale die Qualifikation für das B-Finale schaffte, zeigten sie sich hier angriffslustig und setzten alles auf eine Karte. „Nach einem langsamen Start, bei dem uns einfach ein bisschen die Schwungmasse im Gegensatz zu den Schwergewichten fehlt, haben wir unseren Rhythmus gefunden und sind voll am Limit gefahren. Mit einigen Spurts haben wir uns auf dem dritten Streckenabschnitt dann bis in die Führung vorgearbeitet und gebetet, dass wir das hohe Tempo auch bis zum Ende mitgehen können. Doch dann fehlten uns im Endspurt die entscheidenden Körner und wir mussten den ungarischen und belgischen Zweier vorbei lassen. Platz neun klingt zwar zunächst so toll, war für uns aber ein sehr wichtiger Test gegen viel schwerere und stärkere Gegner. Wir finden immer besser zusammen und werden uns jetzt in den Trainingslagern bis zur WM den letzten Feinschliff holen“ erzählt ein hoch motivierter Jörg Lehnigk nach seinen Rennen vom „Göttersee“.
Auch Olympia-Finalist Marco Geisler hat einigen Grund optimistisch in die Zukunft zu schauen. Nach dem desolaten 8. Rang von München, rückte Schlagmann Robert Sens wieder aus dem angepeilten Einer in den vertrauten Vierer. Dorthin, wo er am meisten gebraucht wird: Auf die Schlagposition als Rhythmusgeber. Und mit Marco Geisler im Mittelschiff steuerte die DRV-Crew von Bundestrainer Lothar Trawiel mit einem überlegenen Sieg im Hoffnungslauf in das A-Finale. Hier musste die junge Crew dann allerdings noch einmal Lehrgeld bezahlen. In dieser schnellsten Skullbootsklasse etablierte sich der Geisler-Vierer nach einem nicht ganz so fulminanten Start auf der vierten Position im Feld und schickte sich an, diese auch bis ins Ziel zu verteidigen. Mit einem sportlich phantastischen Endspurt schob der englische Vierer seinen Bugball auf den letzten Metern leider noch am deutschen Boot vorbei und was vom Tage übrig blieb, war der fünfte Platz. Für den sonst so siegesverwöhnten Weltmeister von 2003 Marco Geisler immer noch nicht das Gelbe vom Ei, doch das Potential was in dieser jungen Mannschaft schlummert, ist sicherlich von den Finalmannschaften mit am Größten. Da kann Lothar Trawiel mit seinem Quartett noch reichlich konstruktiv arbeiten. Denn er selbst kennt ja alle Tricks des Hochleistungsruderns und wird mit seiner ganzen Erfahrung aus der jungen Mannschaft das Maximum an Leistung herausholen. „Wichtig ist, dass man im Finale der Weltmeisterschaften vorne ist. Die Resultate in der Saison sind nur Treppenstufen auf dem Weg dorthin“, ist eine von diesen Weisheiten. Und gerade die Ratzeburger Ruderfans würden sich freuen, wenn ihr Vereinskamerad Marco Geisler Ende August in Japan sein volles Potential wieder ausschöpfen kann und vielleicht mit Edelmetall behangen auf dem Treppchen stehen wird.