Große Ernüchterung für die Nachwuchsmannschaften des RRC bei den Deutschen Jugendmeisterschaften auf dem Essener Baldeneysee. Die Ratzeburger Youngsters von Trainerin Kati Strey verfehlten die angestrebten Medaillenränge so knapp wie lange nicht zuvor, zeigten dabei aber hochklassige ruderische Leistungen im Revier.
Als erster bekam B-Junior Moritz Franz den harten Gegenwind von Witterung und Konkurrenz im Ruhrgebiet ins Gesicht. Mit seinem Doppelzweier-Partner Marten Maeder von der Lübecker RG verfehlte der 16jährige RRC-Skuller das Siegertreppchen nur denkbar knapp auf der 1500-Meter-Strecke und war nach seinem vierten Platz in der vergangenen Saison auch heuer nicht mit dem vierten Platz hinter Potsdam, Magdeburg und Berlin zufrieden. Daher ruhten alle Hoffnungen auf dem prestigereichen Achter der U-17-Junioren.
Hier hatte Lübecks Erfolgscoach Björn Lötsch gemeinsam mit RRC-Trainerin Kati Strey eine Schleswig-Holstein-Auswahl zu einer echten Mannschaft geformt und mit Moritz Franz, Hauke Gallandt und Steuermann Tim Berent gleich drei Inselstädter mit in das Auswahlboot gebracht. Nach einer Vorlaufschlappe und einem soliden Sieg im Hoffnungslauf hatten die Nordlichter sich schließlich für das große Finale der besten sechs Achter qualifiziert und setzten hier alles auf eine Karte. Nach einem flotten Start und einem guten Mittelabschnitt auf den zweiten 500 Rennmetern lagen die drei Ratzeburger noch zwischen Silber und Bronze. Auf den letzten Metern im Endspurt allerdings, wo alle Steuerleute noch einmal Schlagzahlfreigabe an ihre Mannschaften erteilten, fielen die RRC-Riemer hauchdünn auf den vierten Platz zurück. So knapp, dass man erst nach Videoauswertung sagen konnte, wer die begehrten Medaillen in den Händen halten wird. Leider fehlte dem Nord-Achter mit Ratzeburger Beteiligung denkbar knappe 18/100 Sekunden zur Bronzemedaille und die Enttäuschung war dementsprechend groß. Tja, so ist das eben im Leistungsport, da entscheiden Hundertstel über Sieg, Medaillen und Niederlage. Und wer sich ein langes Trainingsjahr auf diesen Saisonhöhepunkt vorbereitet hat und da nicht maßlos enttäuscht und traurig ist, eine Meisterschaftsmedaille so knapp verpasst zu haben, der kann auch kein Vollblut-Ruderer mit Herz sein. Aber unsere Jungs haben aus diesen Rennen unheimlich viel gelernt und der ganze Verein ist stolz auf unsere Mannschaft, die bis zum letzten Schlag gekämpft hat. Wenn sich erst mal alle wieder erholt haben, dann wird tief durchgeatmet, dreimal laut geflucht und wieder angegriffen kommentiert RRC-Sportwart Olaf Franz die Rennen von Essen ebenso niedergeschlagen wie optimistisch. Am treffendsten brachte es jedoch der Kleinste am Ende auf den Punkt, als die Achterrecken zunächst in getrennten Fahrzeugen nach Hause sollten. Aber wir müssen doch zusammen nach Hause fahren, wir sind doch ein Team! hielt der Achter-Pilot Tim Berent seine Ruderer auch auf der Heimreise zusammen. Und genauso geschlossen wird die Mannschaft wiederkommen.
Der vierten Plätze nicht genug, belegten auch Patrick Pilz und Malte Piontek einen sicheren vierten Rang im Leichtgewichtsachter der A-Junioren (17/18 Jahre) in Renngemeinschaft mit Lübeck, Kiel und Kappeln. Solide Wettkampferfahrung im Konzert der Großen sammelten außerdem Moritz Oschwald, Till und Arne Piontek im Doppelvierer sowie Sina Schleeweiß und Swaantje Ramm im Doppelzweier.
Ein Highlight gab es dann jedoch noch für die sonst so erfolgsverwöhnten Ratzeburger Ruderer. Das eingefahrene Doppelzweier-Gespann mit Arne Lange und Hannes Heppner startete in seiner ersten Saison bei den U23-Skullern mächtig durch. Normalerweise braucht man schon ein gutes Jahr Übergangs- und Eingewöhnugszeit an die bis zu vier Jahre älteren und erfahreneren Rennruderer, wenn man aus dem Junioren-Alter heraus wächst. Aber die beiden Silbermedaillen-Gewinner schafften den Sprung recht nahtlos und glänzten bereits auf der Ratzeburger Regatta mit einem dritten Platz in der offenen Konkurrenz. So jetzt auch bei der U23-DM, den so genannten Eichkranzrennen, die parallel auf dem Essener Baldeysee ausgetragen wurden. Die 19jährigen Hannes Heppner und Arne Lange, deren berühmten Väter schon zusammen Weltmeister geworden sind, bestachen mit einer sehr guten Bronzemedaille, die einen äußerst silber-funkelnden Rand vorzuweisen hat. Denn in einem tollen 2000-Meter-Großboot-Rennen fehlte den beiden Ratzeburgern, die mit Jakob Seiffert und Christian Vennemann aus dem Sportinternat in der Ruderakademie (beide Team Nord-West) angetreten waren, nur 1/100 Sekunde zur Silbermedaille. Knappere Entscheidungen gibt es im Rudersport nicht und dass auch in diesem Rennen das RRC-Boot das kürzere Streichholz in Händen halten sollte, ist wohl Schicksal. Die Jungs waren nur eine Bootslänge hinter der U23-Nationalmannschaft und haben gezeigt, dass sie trotz ihres jungen Alters an der nationalen Spitze dran sind. Daran können sie arbeiten und ich bin mir sicher, dass wir von den beiden noch viel hören werden. Besonders stolz bin ich auch auf meine Juniorinnen und Junioren, die allesamt ihre Bestleistungen abrufen konnten. Dass es jetzt in den knappen Ausscheidungen jeweils zu unserem Nachteil ausgegangen ist, scheint wohl nicht abzuwenden sein. Aber wir werden unsere Lehren daraus ziehen und wiederkommen. Heute hatten die anderen das glücklichere Händchen und die stärkeren Beine, nächstes Jahr sind wir es vielleicht wieder kommentierte RRC-Trainerin Kati Krause den Saisonhöhepunkt von Essen aus Ratzeburger Sicht.
Ganz ohne Sieg geht es für die Stadt Ratzeburg jedoch nicht aus, denn die U23-Skullerin Melanie Hansen aus dem Sportinternat der Ruderakademie gewann mit Partnerin Eva Paus den Doppelzweier der Damen und hat somit auch die Qualifikation für die U23-WM sicher erreicht. Auch wenn die junge Nationalskullerin offiziell für ihren Heimatverein Schleswig startet, liegt doch ihr Lebens- und Trainingsmittelpunkt im schönen Ratzeburg und die ganze Kreisstadt ist sicherlich gespannt, wann sich die Ausnahmeruderin für die Inselstadt in die Riemen bzw. Skulls legen wird.
Absoluter Ruderstar und Highlight der Veranstaltung aus dem Kreisgebiet war natürlich der 20jährige Daniel Holert von der RG Geesthacht. Der Zweimeter-Hüne und Soldat der Sportförderkompanie aus dem Bundesleistungszentrum Dortmund konnte sich gleich über zwei Deutsche Meistertitel freuen. Zunächst deklassierte das Rudertalent aus dem Südkreis im gesteuerten Vierer die gesamte deutsche U23-Konkurrenz in Essen und eroberte sich damit die erste Goldmedaille. Zum krönenden Abschluss trat der Sieger der Ratzeburger Internationalen Regatta schließlich auch in der Königsklasse, dem Männerachter an und zelebrierte auch hier eine Ruder-Gala. Im nationalen Auswahlboot von Bundestrainer Thomas Affeldt (früher Ratzeburger RC), arbeitete Daniel Holert im Mittelschiff, dem so genannten Maschinenraum überragend auf der 2000-Meter-Distanz mit und sicherte sich unter großem Applaus der Zuschauer im Endspurt seine zweite Goldmedaille des Tages. Völlig zu recht hat sich der U23-WM-Vierte vom letzten Jahr auch in dieser Saison wieder einen Rollsitz im kleinen Deutschlandachter erkämpft und wird den Deutschen Ruderverband würdig in vier Wochen im belgischen Hazewinkel auf der aktuellen U23-WM vertreten. Tja, ich bin sehr glücklich über den Ausgang der Meisterschaften und freue mich über den Doppelsieg. Jetzt geht es zur UWV (Unmittelbare Wettkampfvorbereitung) auf die heimischen Ratzeburger Gewässer in die Ruderakademie und ab 18.Juni starten wir Richtung Belgien, um nach dem vierten Platz vom Vorjahr nun endlich einen Medaille im Achter zu gewinnen, zieht ein glücklicher Daniel Holert sein Fazit. Und irgendwann muss in der Saison ja schließlich mal Schluss sein mit den vierten Plätzen für die Ruderer aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg. Vielleicht kann Daniel Holert den Kreis auf der WM durchbrechen.