Wie in Trance: Ratzeburger Lehnigk rudert ins Finale

WM in Eton: Geisler-Vierer vom Wind benachteiligt als Fünftplatzierte nur im B-Endlauf

ETON – Ausgepumpt und mit Muskelkrämpfen kämpfend war Jörg Lehnigk (26) dennoch überglücklich. Der Ratzeburger steht morgen im Finale der Ruder-WM (14 Uhr/ Eurosport). Im Halbfinale der leichten Doppelzweier auf dem Dorney Lake im englischen Eton musste sich der 26-Jährige mit dem Berliner Manuel Brehmer nur den Australiern mit einer halbe Bootslänge geschlagen geben. „Das war ein brutaler Fight, ich bin fix und fertig“, berichtete Lehnigk. 400 Meter vor dem Ziel habe Brehmer das Kommando zum Endspurt gegeben. „Ab da haben wir nur noch getreten. Die letzten 100 Meter habe ich meinen Körper nicht mehr gespürt. Das war wie in Trance.“ Mit der zweitschnellsten Zeit in allen drei Halbfinals gestoppt, rechnen sich beide nun fürs Finale etwas aus.
Ratzeburger zwischen Freud und Leid. Nur gut eine Stunde später saß Marco Geisler mit versteinerter Miene da. Mit dem Doppelvierer hatte der vierfache Weltmeister das A-Finale verpasst. 500 Meter vor dem Ziel noch auf Platz zwei liegend, fiel das Quartett auf Rang fünf zurück. „Wir haben alles richtig gemacht, doch wir hatten auf Bahn eins keine Chance.“ Während der Rest des Feldes im Endspurt den Windschatten der Tribünen genoss, erwischte das deutsche Boot auf der als unfair bekannten Strecke der Gegenwind. Geisler frustriert: „Mit dem besten Rennen der Saison auszuscheiden ist sehr bitter.“ So sah es auch Sportdirektor Michael Müller. „Reell betrachtet, hat der Vierer eine Finalplatzleistung erbracht. Sie waren klar benachteiligt.“
Enttäuscht war auch die gebürtige Lübeckerin Marie-Louise Dräger. Platz fünf langte für die Titelverteidigerin im leichten Doppelzweier nur fürs B-Finale. Dafür steuert der Männer-Achter morgen Kurs Medaille, kam im Halbfinale eine Hundertstel hinter den USA ins Ziel. Für die erste deutsche Medaille will derweil heute Einer-Ruderer Marcel Hacker sorgen.

Bild 1: Augen zu und durch: Der Ratzeburger Jörg Lehnigk (hinten) und Manuel Brehmer ruderten mit tollem Endspurt ins WM-Finale. Foto: DPA