WM-Frust: Geisler denkt über das Karriereende nach

Wenn morgen früh um acht der Flieger in London-Heathrow in Richtung Hamburg abhebt, wird ein grübelnder Marco Geisler an Bord sitzen. Nach Platz sechs im Vorjahr wird auch diesmal keine WM-Medaille im Gepäck des 32-jährigen Ratzeburgers liegen. Denn nach Rang fünf im vom Wind verwehten Halbfinale rudert der Polizeimeister heute mit dem Doppelvierer nur im B-Finale. „Da wollen wir allen noch einmal zeigen, dass wir da nicht hingehören“, gibt sich Geisler kämpferisch.
Doch der gebürtige Cottbuser verhehlt nicht, dass er mit der für ihn neuen Situation Probleme hat. Seit der Junioren-WM 1990 ist er stets von den Titelkämpfen mit einer Medaille zurückgekehrt. Er ist vierfacher Weltmeister. Und jetzt? „Aus der A-Kaderförderung bin ich raus, Sporthilfe gibt es auch keine mehr“, weiß Geisler. Gut 650 Stunden schindet er sich im Jahr. Im Sommer ist er wochenlang getrennt von Frau Carmen und Töchterchen Lara Johanna . . .
Im ersten Frust hatte Geisler auch ans Karriereende gedacht. Jetzt sagt er: „Dass muss ich erst einmal wegstecken, mir meine Gedanken machen.“ Olympia-Gold – das ist nach der Ersatzrolle 1996, Bronze in Sydney und Platz fünf in Athen sein großer Traum. Ob er jetzt in Eton auf der Olympiastrecke für 2012 endgültig geplatzt ist? Geisler weiß es noch nicht: „Ich brauche Zeit, bin mir sehr unschlüssig.“

Bild 1: Durchpusten: Marco Geisler steht erstmals seit 16 Jahren nur im B-Finale. Foto: DPA