Schon bald nach Gründung des Ratzeburger Ruderclubs wurden auf dem Küchensee die ersten Regatten durchgeführt, zunächst noch auf einer etwa 1000m langen Strecke am Nordende des Sees. Doch schon bald wurde auf die 2000m Strecke von Farchau bis zum Bootshaus übergewechseit. Im Jahre 1957 fand die erste off izielle DRV-Regatta statt. Der Organisator der Olympischen Regatta in Berlin, Erich Maak, sagte damals, daß die Regattastrecke die beste in Norddeutschland sei. Ab 1965 wurde die Regatta zum erstenmal international ausgeschrieben, und im gleichen Jahr gab es einen Zuschauerrekord, wobei die Schätzungen zwischen 5000 und 15000 lagen. Die Zuschauer waren angelockt worden durch das Duell zwischen dem Achter aus Ratzeburg und dem des Vesper Boat Club aus den USA.
In den folgenden Jahren wuchs die Bedeutung der Ratzeburger Regatta, vor allem auch durch die zunehmende internationale Beteiligung. Bereits im Jahre 1967 betraute die FISA den Ratzeburger Ruderclub mit der Durchführung der ersten FISA-Juniorenmeisterschaften und im Jahre 1974 wurde das FISA-Junioren-Championat erneut in Ratzeburg ausgetragen. Außerdem wurden im Jahre1966 die Jugendbesten- und Eichkranzrennen und im Jahre 1984 die Deutschen Meisterschaften durchgeführt.
Die technische Ausrüstung der Regatta hat sich in den 34 Jahren erheblich verbessert. Während es zu Beginn nur eine „Bindfaden“-Strecke gab, die äußeren Streckenbegrenzungen wurden durch mit Steinen verankerten Niveabällen gekennzeichnet, wurde zunächst im Jahre 1959 eine von der Firma Martini gestiftete vollständige Strecke mit großen Ballons, Bojen, Startpontons, Streckenbezeichnungen, Zielpontons usw. installiert. Im Jahre 1966 erfolgte dann die Abgrenzung der einzelnen Bahnen durch das Albanosystem und im Jahre 1972 wurde die Regattastrecke auf acht Bahnen erweitert. Gleichzeitig wurde damit ein neuer Zielrichterturm notwendig, der seinen Platz hinter der Zuschauertribüne fand, da die acht Bahnen von dem alten, zu niedrigen Turm nicht mehr voll übersehen werden konnten. Später wurde dann das Zielgericht in das Dachgeschoß über der Bootshalle verlegt. Im Jahre 1981 wurde eine neue Startanlage in Betrieb genommen. Bisher erfolgte der Start von einzeln verankerten Startnachen. Bei der neuen Anlage handelte es sich um eine durchgehende Brücke mit für die Länge der Boote verstellbaren Startplätzen.
Doch auch auf vielen anderen Gebieten gab es weitere Erneuerungen und Verbesserungen. So wurde die elektrische Zeitmessung und die Zielfotografie zunächst von auswärtigen Firmen, wie Junghans und Johanning, durchgeführt, während dies später in unsere eigenen Hände überging, und dank der bewährten Mitarbeit von Herrn Gierke wurde das Programm weiter verbessert und ausgebaut, so daß sehr bald auch Meldeschluß und Ergebnisprotokolle voll über die EDV abgewickelt werden konnten.
Hier sei noch einmal wiederholt, was in der Jubiläumsausgabe zum 25jährigen Bestehen über den jeweiligen Aufbau der Regattaanlage gesagt wurde: „Für das Verlegen werden neben vielen anderen folgende Materialien benötigt: 24.800 m Drahtseile für die Längsund Querverspannungen und Bojen, 3.100 m Perlonseile für die Führung und das Verholen der Startblocks, Anker, Markierungsleinen, Flaschenzüge usw., das sind zusammen 27.900 m. Diese Seillänge entspricht einer Entfernung von Ratzeburg bis Lübeck hinaus. Weiterhin werden benötigt: 400 Bojen aus Styroporschaumstoff, 800 verzinkte Kauschen und Schäkel, 20 Anker, 20 Handwandwinden, ein Starterfloß, ein Floß für die Ziellinie, 18 Flöße für die Starterjungen und Zeitnehmer, 204 Quadratmeter Bootsanlegestege ohne den festen Steg am Zielturm.“
Die Durchführung der Regatta in Ratzeburg ist nur möglich durch den selbstlosen Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer, die Arbeiten des Bundesgrenzschutzes und des THW bei der Verlegung der Strecke, und durch finanzielle Unterstützung von Seiten der Behörden. Die Durchführung einer solchen Groß-Regatta erfordert jährlich erhebliche Kosten, die , angesichts der Knappheit in den öffentlichen Kassen, die Durchführung der Regatta immer schwieriger werden lassen. Aber, wie es im Heft zum 25jährigen Bestehen hieß, nur mit Geld läßt sich eine Regatta natürlich auch nicht durchfuhren. Auch hier sei noch einmal wiederholt, was damals gesagt wurde, da es immer noch zutrifft: „Hierzu gehört eine große Organisation, die bei den Ausschreibungen beginnt und mit dem Abbau der Regattaeinrichtungen aufhört. Es ist oft die Frage aufgetaucht, wie ein relativ kleiner Verein in einer kleinen Stadt wie Ratzeburg in der Lage ist, eine derartig große Veranstaltung durchzuführen. Unseres Erachtens liegt jedoch gerade hierin ein Vorteil. Fast die gesamte Regattaorganisation wird von Vereinsmitgliedern durchgeführt. Dies hat einmal den Vorteil, daß hierdurch enorme Kosten für die Bezahlung vereinsfremder Kräfte eingespart werden können, daß andererseits aber auch die Zusammenarbeit des Regattastabes besser klappen kann, da vom Regattaleiter bis zum Kassierer und bis zu den Absperrkräften fast nur Clubmitglieder tätig sind, die sich untereinander kennen, aber auch zum Teil die regelmäßig wiederkehrenden Regattateilnehmer kennen. Daraus hat sich auch der Begriff „Regatta mit Herz“entwickelt, denn die Ratzeburger Regatta ist trotz der inzwischen erlangten technischen Perfektion immer noch in gewisser Hinsicht eine „Dortregatta“ geblieben, da der persönliche Kontakt der Veranstalter mit den Teilnehmern aus dem In- und Ausland erhalten geblieben ist. Die Durchführung der Regatta ist für den Regattastab mittlerweile zu einer Routinesache geworden, da jeder weiß, was er zu tun hat.“
von Wolf Dietrich Bensen