Der Deutsche Ruderverband hat mit einer Zäsur eine neue Ära im Deutschen Meisterschaftsrudern eingeleitet. Erstmals sind keine regional-übergreifenden Renngemeinschaften mehr möglich, sondern nur noch reine Vereinsboote für den Start berechtigt. Daher brauchen die Ruderer Deutschlands nun keine Angst mehr zu haben in der Königsklasse vom großen Deutschland-Achter oder anderen Nationalmannschaften deklassiert zu werden und melden wieder vermehrt für die Rennen um den Titel des Landesmeisters.
Auch drei Ratzeburger waren mit von der Partie auf dem idyllischen Salzgitter-See in der Industriestadt, die von ihrer Fläche her hinter Berlin die zweitgrößte Deutschlands ist. Jörg Lehnigk und Nils Budde, die beiden Ausnahme-Leichtgewichte, haben sich extra für diese 92. Deutsche Meisterschaft wieder im Doppelzweier zusammengesetzt um in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Über Vor- und Hoffnungslauf qualifizierte sich das RRC-Duo vom Küchensee für das Finale und hatte es hierbei wieder mit der altbekannten Mainzer Mannschaft um Ingo Euler zu tun bekommen. Das Verhältnis im Renneiner von Jörg Lehnigk zu Ingo Euler entspricht derzeit in etwa dem von Jan Ulrich zu Lance Armstrong. Das junge Talent beißt sich in den direkten Rennen immer noch die Zähne an dem erfahrenen Routinier und altem Hasen aus. Und auch im Doppelzweier mit Nils Budde arbeitete, rackerte und kämpfte Sportstudent Jörg Lehnigk wieder einmal vergeblich. Auf der zweiten Streckenhälfte fuhr der Mainzer Ingo Euler mit seinem Partner Matthias Schömann-Finck dem Ratzeburger Doppel leider davon und holte sich einen seiner beiden deutschen Meistertitel von Salzgitter. Damit ist der 33jährige Altmeister der erfolgreichste Meisterschaftsruderer Deutschlands, da er sich bereits im Frühjahr den Sieg bei der Einer-DM in Köln sicherte. Aber auch unser zweiter Platz ist für uns ein schöner Erfolg und wir freuen uns, dass wir für den RRC und die Stadt Ratzeburg eine Silbermedaille gewinnen konnten. Eigentlich wollten wir nachdem wir das Rennen 1500m mit bestimmt haben, die Mainzer angreifen und im Endspurt abschütteln, nur leider hatten sie den längeren Atem und die besseren Beine. Wir kommen aber wieder und schlagen sie dann halt im nächsten Jahr. Außerdem waren die drei Rennen noch einmal sehr gut für meine Wettkampfhärte in Richtung WM in Japan Ende August, freut sich der 25jährige Jörg Lehnigk bevor es mit der Silbermedaille in die Trainingslager mit der Nationalmannschaft geht.
Auch ein weiterer Ratzeburger war in Niedersachsen mit im Kampf um Edelmetall dabei. Der 28jährige Wilm Steingröver ruderte in einem Hamburger Männer-Doppelvierer im Finale sehr gut mit. Nur auf der zweiten Streckenhälfte musste das Großboot mit dem Juristen Steingröver im Mittelschiff die Gegner ziehen lassen und belegte am Ende einen guten Platz fünf.