Wanderfahrt vom 14. – 16.10.2022
„Abenteuerfahrt, sehr eng, Baumhindernisse möglich, Wasserstand kann knapp sein, insgesamt 48 km naturbelassenes Flüsschen, wird kaum noch berudert.“ So beschrieb unser abenteuerlustiger Wanderwart Sven die Wochenendfahrt Ilmenau in seiner Ausschreibung. Er hat nicht übertrieben, wir bekamen von allem etwas und noch viel mehr.
Wir, dass sind: Regine und Frank, Vera, Carmen, Nicole und ich (Annette), welche zusammen mit Sven die Ilmenau von Emmendorf bis Lüneburg (43 km) beruderten.
Die Ilmenau wird in den Flussführern als idyllischer Heidefluss in der Lüneburger Heide beschrieben. Auf den ersten 60 km, von Uelzen bis Lüneburg, soll es sich um ein besonders naturnahes Fließgewässer handeln, dass sich regelrecht durch die Landschaft mäandert. Wir waren also sehr gespannt wie naturnah und kurvenreich der Flusslauf wirklich werden würde. Wird es überhaupt möglich sein mit unserem Zweier mit Stm. „Libelle“ und Dreier mit Stm. „Horst Domke“ den Fluss zu befahren? Als zusätzliches Bordgepäck nahmen wir für jedes Boot eine Säge mit und für alle Fälle noch eine Astschere.
Los ging es am späten Freitagnachmittag (14.10.22) von Ratzeburg nach Bienenbüttel. Hier bezogen wir unser Quartier im Gästehaus Mila. Den Abend genossen wir bei Speis und Trank im Restaurant „Zur alten Wassermühle“.
Am Samstag machten wir uns dann auf zum Ruderabenteuer Ilmenau bei sonnigem Wetter und fast schon sommerlichen Temperaturen. Zunächst mussten wir einen geeigneten Einstieg für uns und unsere Boote finden. Der eigentlich gedachte bei Uelzen unter einer Straßenbrücke erwies sich als ungeeignet. Also ging es 5 km weiter zum Kanuwander-Rastplatz Emmendorf. Hier konnten wir unsere Boote problemlos ins Wasser lassen.
Gleich nach unserem Start passierten wir die ersten Hindernisse. Umgestürzte Bäume, die tief in den Flusslauf ragten. Wir meisterten diese mit größter Vorsicht und Geschick. Im weiteren Streckenverlauf tauchten immer wieder Hindernisse auf, welche den Steuerleuten und auch der Besetzung im Bug höchste Konzentration abverlangten. Unser Vorankommen war daher sehr langsam, hinter jeder Kurve kam eine neue Engstelle und auch die Sägen kamen recht schnell zum Einsatz. Zum Glück hatten wir diese dabei, wir haben sie oft gebraucht, um uns von kleinen und größeren Ästen zu befreien. Immer wieder hingen wir mit unseren Auslegern oder Skulls fest.
Auch unsere Beweglichkeit wurde immer wieder gefordert und wir übten uns im „Ruderlimbo“, um unter den Ästen und weiteren Hindernissen durchzukommen. Ständig gab es vom Steuernden den Befehl abzutauchen oder die Warnung „Kappenalarm“. Bei den Verengungen im Flusslauf waren die vom Steuernden ausgerufenen „Achtung, absolute Engstelle“ die, welche unsere höchste Aufmerksamkeit erforderten. Zeit zum Durchatmen blieb kaum, bis wir die erste Kanalbrücke nach 4 km bei Jastorf erreicht hatten. Hier kreuzt über der Ilmenau der „Elbe-Seiten-Kanal“. Unter der Brücke gönnten wir uns eine kleine Pause.
Nach weiteren 2 km kreuzt die Ilmenau erneut den Kanal bei Klein Bünstorf. Hier stiegen wir aus und gingen rauf auf die Brücke um von oben auf den verwunschenen Flusslauf der Ilmenau blicken zu können.
Am Nachmittag erreichten wir Bad Bevensen und hatten gerade mal 12 km gerudert. Am dortigen Minigolfplatz mit Bootsvermietung machten wir die Boote fest. Eigentlich war der Plan im Ort eine Kleinigkeit zu essen, doch wir kamen vom Gelände des Minigolfplatzes nicht herunter. Der Betrieb war bereits in die Winterpause gegangen und das Gelände verschlossen. Zum Glück gab es Picknikbänke und Tische, auf denen wir es uns gemütlich machen konnten.
Nachdem wir wieder auf dem Fluss waren, durften wir nach zwei Kilometern die Boote bereits wieder aussetzen und 900 m über Land umtragen. Grund das Wehr in Medingen. Die pro Boot mitgenommenen Bootswagen erleichterten das Umsetzen ungemein.
Bis nach Bienenbüttel, unserem eigentlichen Ziel für diesen Tag, schafften wir es nicht. Die Hindernisse im Fluss hatten uns zu viel Zeit geraubt. 3 km vor Bienenbüttel, nach 23 km, mussten wir am Biwakplatz Wichmannsburg aussetzen. Die Dunkelheit brach an und eine Weiterfahrt war somit unmöglich.
Am Sonntag, d. 16.10.22, ging es weiter von Wichmannsburg über Bienenbüttel nach Lüneburg. Auf den ersten Kilometern vor und hinter Bienenbüttel trafen wir noch auf einige Hindernisse, aber zum Glück war es weitaus weniger schwierig wie am Vortag. Die Säge kam nur einmal zum Einsatz.
Wir kamen deutlich schneller voran als am Samstag und nach 10 km erreichten wir Melbeck, wo wir im Restaurant „Bootshaus“ unser Mittagessen genießen konnten.
Noch 10 km sollte die Ilmenau bis nach Lüneburg mäandern. Diese Strecke konnten wir ohne größere Vorkommnisse meistern. Am Lüneburger Ruder-Club Wiking setzen wir nach insgesamt geruderten 43 km aus.
Wir alle waren uns einig, dass wir eine unvergessliche Abenteuer Wanderfahrt in einer wunderschönen Flusslandschaft hinter uns hatten. So eine Fahrt erlebt man nicht alle Tage und fordert Teamwork, was bei uns gut geklappt hat.
Aufgrund der doch inzwischen sehr ausgeprägten Renaturierung des Flusslaufes der Ilmenau können wir allerdings nicht empfehlen diese Tour mit einem Ruderboot zu wiederholen. Zumindest das Stück von Uelzen bis kurz nach Bienenbüttel. Wir hatten Glück, dass der Wasserstand ausreichend war und wir die Hindernisse ohne uns zu verletzten, noch die Boote zu beschädigen, gemeistert haben.
Annette P.